————nn
m SI mu
e © SL te
e ea pr e O — pr VP >
ww» EE WD
Neuntes Kapitel. Die Landgraffcgaft Homburg-Bingenheim. 99
mit welchem ſie gebuhlt, habe erſt dann erkannt, daß ſie betrogen ſei.
Sie habe ſeit dreißig Jahren bis zur Stund dergeſtalt mit dem Teufel
gelebt, Mit der „Prinzin“ und mit Schmed Anna habe fie die Kinder
das Zauberwerk gelehri. Am 19, wird die Schmed Anna auf die Fol-
ter gejegt, der Krebs angelegt; fie läugnet aber Alles mit einer ſeltenen
Unempfindlichkeit. Der Scharfrichter meint, es ſeien die Schrauben alle
mal von ſelbſt wieder aufgeſprungen, das ſei ihm no< nie widerfahren ;
deshalb wird fie aufgezogen, bleibt aber unempfindli, wie zuvor und
wie ſ{lafend. Jndeſſen wird der Pfarrer mit dem Seftetair zu den
zwei anderen Weibern geſchi>t, um fie zur Buße und Reue zu disponiren
und zum Bekenntniß zu ermahnen. Er referirt darüber: Beide wollen
bei ihrem Bekenntniß bleiben und bitten nur um ein Begräbniß auf
dem Kirchhof; do< glaubt der Pfarrer, daß ſie in etwa läugnen wollen.
Darauf wird beſtimmt, na< $. 57 und 91 der Carolina zu verfahren.
24, Mai. Dur den Pfarrer von Edhzell Hat man fie nochmals ver-
mahnen laſſen; die Prinzin blieb bei ihrer früheren Ausſage, zeigte ihm
au< unaufgefordert das Stigma am oberen Schenkel. Es werden
dann im Beiſein des Pfarrers die zwei anderen Weiber no<mals ver-
nommen. Am 5. Juni werden die drei Kinder vor dem Pfarrer von
Echzell und dem Richter auf der Kanzlei no<hmals verhört. Die Jul-
ben gibt an: eine Frau Banner habe aus dem Umgang mit dem
Satan ein häßliches Kind mit Hörnern geboren und habe es dem Teufel
gegeben mit den Worten: „Herr, Herrgott, mein Engelein , da haſt du
das Kind, ma damit, was du willſt.“ Man habe es dann zerſchnitten
und im Miſte begraben. Warum ſie niht glei< bekannt? Der Teufel
hab's verboten. Die Kett ſagt aus, Julchen habe dem Teufel gerufen
und geſagt „du liebes Engelichen , komme zu mir, die. Zeit wird mir zu
lang“, und hierauf fei der Teufel plöglich am Bett geſtanden. Sie baten
aber zuſammen, morgen (am Pfinſten) 25. Juni in Echzell in die Kirche
gehen zu dürfen und wollen niht mehr des Teufels ſein. Nach dieſer
Zuſage geben fie no< mehrere Mitſchuldige an. Sie verhehlen nicht,
daß auf des Teufels „Kirmes“ es ſehr luſtig ſei. Bezüglich des De-
nunciations-Fiebers ſei hier bemerkt, daß im gleihen Jahre der Sau-
hirtenbub Konrad Pfeifer zu Bingenheim 27 Perſonen aus dieſer Ge-
meinde und 5 aus Echzell der Hexerei bezüchtigt. Ueber das Schidſal
der drei Frauen berichten die Acten Nichts; doh ift fiher anzunehmen,
daß ſie „juſtificirt“ worden ſind. Jm ſelben Jahre wird no< ein Proceß
angeſtrengt gegen Margaretha Sommer; zwei Schöffen berichten über
ihren Leumund; fie haben allerlei gehört über zauberiſhe Kunſt und
Uebelthaten , aber nihts Beſtimmtes erfahren. Darauf wird die Jn-
haftirung beſchloſſen ; hierauf das Verhör. Sie betheuert ihre Unſchuld,
7 #