128 Erſter Theil. Zweites Buch. Die Herenproceffe in katholiſchen Gebieten.
Graf Schönborn die Würde eines Herzogs von Franken 1642. Die
Hexenverfolgungen hörten nunmehr ganz auf. Als in der wetterauiſchen
Stadt Lindheim in den Jahren 1662—68 eine abermalige grauſame
Hexenverfolgung in Scene geſezt wurde, flüchtete der entwihene Müller
Schüler nah Würzburg. Die Lindheimer Mühle ſtand im Abhängigkeits-
Verhältniß zur Domdechanei daſelbſt. Der damalige Domdecan von
Roſenba<h nahm fich feines Clienten warm an. Daß Geiß, der Heren-
vogt und wüthige Herr, 1666 ſeines Dienſtes entlaſſen wurde, darf
man au< auf den Einfluß des Würzburger Domherrn zurü>führen!).
Als die Geſandiſchaft der Stadt Schweinfurt, beſtehend aus Dr. Johann
Wörfeln und Auguſt Dachern im Mai 1665 na< Würzburg kam, um
in dem Hexenproceß des Frh. von Steinau gegen Margaretha Rumelin
über Außlieferung einer Perfon zu verhandeln, fanden fie beim Dom-
capitel und Statthalter eine ſehr kühle Aufnahme?). Jn ihrem Referate
vom 16. Mai heben ſie dieſes beſonders hervor.
Eine traurige Epiſode in der Geſchichte Würzburgs bildei die am
21. Juni 1749 vollzogene Hinrichtung der Ordensfrau und Subpriorin
Maria Renata aus Niederzell, wegen angeblicher Beſeſſenheit. Dieſe Be-
ſeſſenheit hatte ſih auch auf eine Anzahl von Mitſchweſtern erſtre>t. Es kamen
die ſonderbarſten Plagen und Vexationen in dem Kloſter vor; Zer-
ſtörungen an Utenſilien und Beſchädigungen aller Art, au) Angriffe auf
die Frauen. Die Subpriorin galt als Urheberin dieſer Teufelei. Sie
war ſehr jung, ohne Beruf, nur auf der Eltern Wille eingetreten, nah-
dem ſie in der Welt etwas frei gelebt haben mochte. Denn die Vorgabe,
dur< den Satan in Geſtalt eines Officiers verführt worden zu ſein, iſ zu
bedentlih, um e& für bloße Einbildung anzunehmen. Es wurde eine
Unterſuchung eingeleitet, welche die Beſeſſenheit conſtatirte; hierauf wurde
Renata degradirt und dem weltlichen Arme übergeben, welcher das Ur-
theil des Todes aus\ſpra< und vollſtre>en ließ. Renata ſtarb ruhig und
ergeben mit der Bitte um das Gebet für ihre arme Seele.
He
Das würzburgiſhe Amt Rothenfels.
Jm Jahre 1616 wurde eine Frau Schulteſen als Hexe eingezogen,
welde im peinlichen Verhör bekannte, daß ſie ein ungetauftes Kind aus
dem Grabe weggenommen, zu Hauſe gereinigt, zerſhnitten, das Fleiſch
gegeſſen und das Gehirn und Gebein zu Pulver und Schmier verwendet
habe. Jhre Fahrten gingen an verſchiedenen Orten in die Keller, wo
1) Horſt, Dämonomagie TI. 443. — 2) Siehe oben Schweinfurt. ©. 87.