Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
136 Erſter Theil. Zweites Buh. Die Hexenproceſſe in katholiſchen Gebieten. 
hopffen Else alte hofhaltung, rahtſtube und haubtsmohr genenet hetten, 
vnd was ih ſonſten bey den derartige vorleſen gehört hab, nennet ih 
ſolhe ort au<. Darnah ſoll ih ſag, was ih für leut alda geſehen 
hette. Jh ſage, ih hette ſie niht gekennet. — „Du alter Schelm, ih 
muß Dir den hen>er übern hals ſ{hi>en. Sag... ., it der Ganpler 
niht da gewest? So ſagt ih ja. „Wer mer?“ Sch hette niemandt 
gekennet. So ſagt (er): „Nehme ein gaß nad) der andern ; fahr erſtlich 
den mar> heraus vnd wieder hinein.“ Da hab ich etliche perſohn müſſen 
nennen — darna<h die lange gaſſe. J< wuſte niemand. Hab at 
perjohn dajelbften müflen nennen — darnad) den Zinkenwert — au 
ein perſohn; darna< vf die ober pruden big zum Georgthor vf beden 
ſeyten. Wuste au< niemandt. Ob ich nichts in der Burg mwüst, es 
ſey wer es (wolle), ſolle es ohne ſheu ſag, Vnd fo fortan haben fie 
mi vf alle gaffen gefragt, ſo hab ih nihts mehr ſag wollen noh 
fönnen. So haben fie mich dem hender geben, foll mich auszieh, die 
haar abſhneid vnd vf die Tortur zieh. „Der helm weiß ein vfm 
mar, gehet tägli<h mit im vmb vnd will ihn niht nennen.“ So haben 
ſie den Dietmeyer genennet; alſo hab ih ihn auh nennen müſſen. Dar- 
na ſolt ih ſag, was ih for vebel geſtifft hab. J< ſagt nichts. 
Der Böſe het mih wohl angeſonnen , allein weyle ih es niht thun 
wolln, het er mih geſchlagen. „Ziehet den jchelm auf!“ — So hab ih 
gejagt, ich Hette mein Kinder umbbring ſollen, jo hette ich ein pferbt 
dargegen vmbbraht. — Es hat niht helfen wollen. — Jh hette auh 
ein hoſtien genohmen vnd die eingegraben. — Wie dieſes geredt, ſo ha- 
ben fie mich zufride gelaſſen. Nun, herßliebes kindt, da haſtu all meine 
Ausſag vnd verlauf , darauf ih ſterben muß, vnd ſeint lautter lüg vnd 
erdichte ſah, ſo war mir gott Helff. Dann dießes hab ih alles auß 
fort der ferner angetrohenen marter vber die ſhon zuvor außgeſtandene 
Marter ſag müß. Denn ſie laſſen niht mit den martern nah, biß man 
etwas ſagt; er ſey ſo fromm als er wolle, ſo muß er ein trudener ſein. 
Kompt auh keiner herauß, wenn er gleih ein graf wär. Vnd wenn 
gott fein Mittel \ſ{hi>t, daß die fach vet an tag fompt, jo wirbt die 
ganze Schwegerjhaft verbrendt. Dan es muß ein jedes erſt laut be- 
kennen, was man gleih niht von einem weiß, wie das ih thun muß. 
Nun weiß gott im himmel, daß ih das geringſte niht kann no< weiß. 
Sterbe alſo vnſhuldig vnd wie ein martirer. 
Herßliebes Kindt, ih weiß, daß du ſo fromm biſt, als ih, So 
haſtu eben ſo wohl ſhon etlihe pein vnd wann ich dir rahten ſoll, ſo 
ſollſtu von gelt vnd briefen, was du haſt, nehmen vnd did etwa ein 
halb Jahr vf ein walfahrt begeben oder wo du di ein zeit lang auß 
dem ftifft mah kannſt , da rahte ih Dir, biß man fiehet, wo es hinaus
	        
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