Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Viertes Kapitel. Das Fürſtbisthum Bamberg. 137 
will. Mancher ehrli<h man vnd ehrli<h weib gehet zu Bamberg in die 
Kirchen vnd in ſeine andern geſcheften, weiß niht böß, hat ein gut ges 
wiſſen ; wie ih auch bißhero wie du weißt... . 
Nichts deſto weniger wird er in dem Trudenhauſe angeben. Wenn er 
nur ſeine Stimme (?) hat, muß er fort, er ſei gere<t oder niht. Es 
hat der Newde>er, Canzler ſein ſohn, der Candelgieſſer, wolf hofmeiſter 
doter alle vf mih bekennt vnd die hopffen Elſe, alle vf ein mahl. Ich hab 
warlih hineingemüſt ; alſo gehet es gar vilen und twirbt noch vielen alſo 
ergehen, wo got kein mittel ſ{hi>t. — Liebes kindt, dieſes ſchreiben halt 
verborgen, damit es niht vnter die leut kompt, ſonſten werde ih der- 
maſſen gemartert, daß es zu erbarmen, vnd es würden die we<hter ges 
föpffet. Alſo hoh ift es verboten. Herr vetter Stamer kanſtu es wohl 
doh vertraulih ein wenig raſ leſen laſſen. Bey im iſ es verſhwiegen. 
Liebes kindt, verehr diefem man 1 Reisthaler; .... . — 3 hab 
etlihe tag an dem ſchreiben geſchrieben ; es ſeint meine hendt alle lam. 
J< bin halten gar übel zugeriht. Sch bitte dich vmb des jüngſten ge- 
rites willen, halt dies fchreiben in guter Hut ond bet für mich als 
dein vatter für ein redhten merterer nad) meinem tode ...... Doh 
hütt dih, daß du das ſchreiben niht lautbar macheſt. La} die Anna 
Maria auh für mic) bet. Das darfſt künlih für mih ſ{wören, daß ih 
kein trudner, ſondern ein mertirer bin vnd ſterb hiemit gefaſt. 
Guter naht, denn dein vatter Johannes Junius ſieht dih nimmer- 
mehr. 24. July ao. 1628.” 
Auf dem Rande des Briefes ſteht : 
„Liebes Kindt, 6 haben auf einmal auf mich befennt al: der 
Canpler, fein ſohn, Neudeder, Zaner, Hoffmaiſters Urſel vnd Hopffen 
Els alle falſ<, auß zwang wie fie alle geſagt, vnd mir vmb Gottes 
Willen eher fie gerichtet abgebetten ... Sie wiſſen ni<hts alß liebs 
vnd guts von mir. Sie hetten es ſag müß, wie ich felbften erfahren 
werde, 
Kan kein Priefter Hab, darumb feh dich wohl für, was ih dir ge- 
jhrieben hab, nimb das jhreiben wohl in acht.“ 
Mit dem Einzuge der Schweden in Bamberg 1632 und Weber 
tragung des Herzogthums Franken an Bernhard von Weimar werden 
die Proceſſe gegen die Hexen geſtört und ſpäter nah Rü>kehr des 
Biſchofs Melchior Otto Veit von Salzburg 1648 niht wieder auf- 
genommen. 
Die ſeit Hr. von Lamberg traditionelle Schilderung des Verfahrens, 
tie au) die Berechnung der Opfer auf 900, wel<her Leitſhuh bei- 
ſtimmt, iſt doh nicht als ſicher anzunehmen. Wohl mag dieſe Zahl mit 
jener der zur Unterſuhung Gebrahten übereinſtimmen , von denen jedoch 
  
  
  
 
	        
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