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Erſtes Kapitel. Stellung der katholiſchen Kirche zur Folter. 145
Der proteſtanliſhe Pfarrer Schwager kann es niht unterlaſſen, auf
Grund dieſer Wahrnehmung das Geſtändniß abzulegen: „Hin und wieder
findet man Funken von Vernunft und Billigkeit in dem Hexenhammer,
die ſih aber in der na<hfolgenden Praxis gänzlih verloren , wenigſtens
bei den Jnquiſitoren und den meiſten proteſtantiſhen Criminalrihtern.
Wir werden in der Folge ſehen, daß ihnen oft die dur< die Folter oder
Unterredung herau8gebrachte Denunciation einer Gefangenen oder bereits
Verbrannten genügte, eine unſhuldige Perſon einzuziehen und zu ver-
dammen 1).“
Auf Grund des Hexenhammers walteten Sprenger , Jnſtitor und
Kräraper ihres Amtes als Fnquiſitoren; wie vordem Nider in der Schweiz,
ſo dieſe am Oberrhein und in Tyrol. Nur in Brixen, Ravensberg und
Mormferbad hatten fie einigen Erfolg. Yaft überall hatten fie Glerus und
Volk gegen fih. Dasjelbe war aud der Fall in Köln. Die Päpſte
Julius IL, Alexander VI., Leo X, Hadrian VI. und Clemens V. klagen
in8geſammt über die Schwierigkeiten einerſeits , welhe den Jnquiſitoren
allenthalben bereitet, und andererſeits über die Zunahme der Peſt des
Zauberweſens, welche immer mehr um \ſi< greife, Der Abt von Spon-
heim führt 1508 Klage darüber, daß nirgends ein Jnquiſitor noh Rich-
ter zu finden ſei gegen die abſcheulichen Zauberer.
Die Bulle Fnnocgnz VIII. und der Hexenhammer haiten den einen Zwe>
im Auge, dem firhlihen und geiſtlichen Gerichte die Competenz wie über Häreſie
ſo au< über Magie zu ſichern. Dagegen hat die Einführung der peinlichen
Halsgerihts-Ordnung, der Bambergensis 1510, und der Carolina 1531, den
Zwe>, die Zauberei als Criminalvergehen der ſtaatlichen Gerichtsbarkeit
zu reſerviren. Auf Grund dieſes Strafcodex haben die weltlichen Richter
die Aera der Hexenproceſſe inaugirt mittelſt der Folter.
Der Erſte, wel<her in Deutſchland gegen die Mißbräuche der Folter
auftrat, war außer Weyer , Cornelius Loos, 1546 zu Gouda in Holland
geboren. Derſelbe hatte, von Proteſtanten verfolgt, ſeine Stelle in der
Heimath verloren und in der Erzdiözeſe Trier ſih niedergelaſſen. Er wagte
den Verſuh, in Köln eine Schrift über die wahre und falſhe Magie,
ohne Wiſſen und Erlaubniß der Vorgejebten, druden zu laſſen und wurde
deßhalb auf Antrag des päpſtlihen Nuntius zu Köln vor ein geiſtliches
Gericht geſtellt, unter dem Vorſiß des Weihbiſchofs Binsfeld. Vor dieſem
Tribunal mußte Loos revociren. Unter den 16 Punkten ſeines Widerrufes
ihn der Richter »moderate« foltern laſſen, doh ohne Blutvergießen, da die Folter
trüglich fein fann. Denn Einige find fo weichlich, daß ſie unter leichter Folter
Alles, auch Unmahres eingeftehen, während Andere, felbft unter fchredfichen Dua:
len, bartnädig bleiben. II. 286. $r. 22.
1) Schwager, Geſchichte der Hexenprosefſe.
Di efenba<, Der Hexenwahn, 10