Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Zweites Kapitel. Stellung des Proteftantiamus zur Folter. 159 
gefoltert, dieſes in Zwiſchenräumen acht bis neun Mal repetirt und aht 
Shoppen Spiritus an ihm verbrannt, ſo daß der ganze Körper ſ{hwarz 
verbrannt und die Fußſohlen von den Flammen gänzlich) verfohlt war; 
und trogdem konnte er zu keiner falſchen Ausſage gebraht werden. Am 
folgenden Tage, nach einer vorau3gegangenen fur<tbaren Tortur, wird er 
vor die Commiſſarien geführt und fällt, nahdem er einige Worte ge- 
ſprochen, todt vor ihren Augen nieder. Die Commiffarien, erfchredt und 
erſtaunt, ſpringen auf mit der Betheuerung, ſeht ihr wie der Teufel 
ihm den Hals umgedreht und dieſen Schurken zur Hölle entführt hat. 
Die Leiche wird auf ihren Befehl geviertheilt. Dann geht es mit gleicher 
Unmenſchlihkeit an deſſen Sohn. Er wird 23 mal gefoltert und zwar 
niht auf die herkömmliche, ſondern auf neue unerhörte Weiſe, Wespen, 
Horniſſe und Bienen und andere ſtehende Thiere werden zur Folter an- 
gewandt. Sein Körper wird mit Spiritus gebrannt, unter ſeine Fuß= 
ſohlen Kohlen gelegt, die Haut mit vielen brennenden Kerzen angebrannt, 
während ſe<s Tage keine Speiſe ihm verabreicht, dann mit geſalzenen 
Häringen geſpeiſt, darf ihm kein Trunk verabfolgt werden zur Stillung 
ſeines brennenden Durſtes. Mäuſe werden in einem Gefäße ihm auf 
die na>te Bruſt geſezt und daß Gefäß erhizt, damit die Thiere um ſo 
wüthender nagten. Zwei weitere Qualen kann die Feder nicht nieder- 
ſ<reiben. Der Erfolg war, daß Jakob Nanius die Qualen nicht mehr 
länger erdulden konnte und nun Alles bejahte, was fie ihn fragten. 
Als der Unglüliche zum Rihtplay geführt wird, um geviertheilt zu 
werden , widerruft er Alles, was er bekannt. Darob große Bewegung 
unter dem Volke. Der Magiſtrat läßt ihn ins Gefängniß zurü>führen ; 
dort wiederholt er in Gegenwart des Paſtors ſeine Ausſagen. Darauf 
madchen ihn die Commiſſarien trunken mit \paniſhem Weine, damit er 
nihts mehr von ſeiner Unſ<huld ausſagen könne. Und ſelbſt der Paſtor 
Johann Ere3 beginnt mit mächtiger Stimme zu fhreien, demit man 
nichts von ihm höre. Der Henker beſchleunigte ſeine Arbeit wie ihm be= 
fohlen. Die Commiſſarien aber wurden im Volke in Folge deſſen nur 
no< die Bluträthe genannt. 
Bei einem Dritten, Petrus Nanius, wurde die Tortur 25 mal 
angewandt, Horniſſen, Mäuſe und brennendes Pe<h zur Hülfe genommen, 
mit ſieben Seilen Haut und Sleifch durchgeriffen bis auf die Knochen. 
Wenn der Henker ermattete, löſte ihn Bürgermeiſter Hornan ab. Ein 
neu erfundenes Folter - Werkzeug kam noch bei ihm hinzu, die laufende 
Winde genannt, welcher er öfters ausgeſezt wurde. Darauf bekannte er, 
vom Schmerz überwältigt, gegen ſi< und Andere. 
Die Commiffarien berichten, Peter Nanius Habe durch Gottes Gnade 
endlih ohne Tortur bekannt. Die von ihm Genannten werden einges 
  
 
	        
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