162 Erſter Theil. Drittes Buh. Die Folter oder Tortur.
Paſſende im entgegengeſeßten Sinne verwertheten. Sein Werk erlebte
daher verſchiedene Auflagen.
Es iſ eine niht zu läugnende Thatſache, daß aus den Reihen der
Reformirten mehr Gegner der Tortur und der Hexenproceſſe erſcheinen,
als aus jenen der Lutheraner. So ſei hier no< des reformirten
Schweizers Wilhelm Fabricius gedacht, welcher in einer Schrift gegen die
Tortur zu Felde zog!).
Jn Deutſchland. begegnen wir no< dem Arzte Johann Ewich
in Bremen ; dieſer veröffentlichte 1584 ein Büchlein von der Hexen
Natur, Kunſt, Macht und Thaten, welches die Tortur und Waſſerprobe
bekämpft. „Was ift dieſes ungewöhnliche Werk anders denn eine Ver-
ſu<hung Gottes oder ein teufliſh Geſpött und einer ärgerlichen Tragödie
Anfang? Davon ein Spaßmacher geſagt, daß die Probemeiſter den
Köchen weiſe nadfolgen; denn tie dieſe erſt den Kapaunen ins Waſſer
tauchen und dann braten, jo richten jene auch ihr Brandopfer im Waſſer
dem Molo<h zu.“ Auch Johannes Scultetus „im Berichte über die
Zauberei“ nennt die Waſſerprobe heidniſh, tyranniſ<h, trüglich, teufliſch
und aus Frrthum und Aberglauben erfunden.
Troy dieſer einzelnen Angriffe auf die Folter hielten die Richter
dieſes Jnſtrument feſt als das beſte Erjagimittel für den Mangel der
Beweiſe und der Zeugen. Selbſt die- Prediger fanden wenig gegen die
Tortur zu erinnern; Rüdinger, Samſon, Waldſhmidt warnen vor den
„Leiſetretern als Patronen der Hexen = Leute“, wie vor dem raſchen oder
ſtrengen Verfahren. Die 14. Predigt des leyteren handelt über die Aus-
tilgung der Hexen. Er bringt 4 Motive, um dieſe zu rechtfertigen ;
erſtens das deutlihe Gebot Gottes, zweitens die Schwere der Sünde,
drittens die Menge der Beiſpiele, viertens der große Nuyen für's öffent=
liche und Privatwohl. Eine Auslaſſung Luthers über die Bedeutung des
ſächſiſhen Wappens, worin zwei Schwerter in einem ſ{<hwarzen Felde fich
freuzen, dient dem Prediger zum Nachweiſe, daß der Richter ſtreng und
hart über dem Recht halten ſoll ?).
1) Seine Opera omnia, Frankfurt 1646, enthalten Mittheilungen über
chirurgiſche Betrachtungen, in denen er das Unſinnige der Folter an Beiſpielen
nachweiſt, Er ſtarb als Arzt in Bern 1634. Als die Reformirten zu Dortrecht
eine Synode hielten, um zu declariren, daß die Sünde fortan nicht mehr dem
Satan, ſondern Gott zugeſchrieben werden ſolle, wollte der lutheriſche Paſtor und
Satiriker Balthaſar Schuppius ſie dadur< verhöhnen , daß er ihnen verkündigte,
er würde ihnen von Hamburg aus eine ganze Schiffsladung von Teufeln zu-
\hi>en, welche gegen ihr Vorhaben proteftiven würden. Weiß, Apologie II. 405.
2) Waldſchmitt, 324.