Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
186 Zweiter Theil. Erſtes Buh. Kampf d. Kirche geg. d. heidn. Zauberwahn. 
Nah Schmweinfurth!) Fehlt den Bongi aller religiöſer Cultus. Sie 
haben keine Ahnung von Unſterblichkeit, für die Gottheit gibt es keinen 
Begriff. Das Wort Loma bedeutet Glü> und Unglü> und allenfalls 
ſoviel als im Jslam „Allah“. Geiſterſpuk dagegen , namentlih die 
Furcht vor böſen Geiſtern, ift allgemein verbreitet. Der Siy derſelben 
wird in das innerſte Dunkel des Waldes verlegt. Gute Geiſter ſind 
unbekannt. Als verderbenbringende Faktoren betrahtet man überhaupt 
Geiſter, Teufel, Hexen, Waldfkobolde, Fledermäuſe, Eulen. Dr. Schwein- 
furth berihtet, daß man gegen den Einfluß der böſen Geiſter einen 
Handel mit Amuleten treibe, wie in Chartum Händler mit Koran- 
ſprühen. Der Beſiz gewiſſer Wurzeln verleiht die Fähigkeit, ſo glauben 
die Bongo, mit den Geiſtern in Verbindung zu treten. Regenmacher, 
wie bei den Bari, gibt es bei den Bongo niht. Alte Leute, beſonders 
Weiber, ſtehen in dem Verdachte, Unheil bringen zu können. Der 
Volksglaube behauptet von ihnen, daß, wenngleich. ſie in Betten liegen, 
ſie das Waldesdunkel durchſtreifen können, na<h Verbindung mit böſen 
Geiſtern haſhend. Hexenproceſſe ſeien nirgends in der Welt 
ſo verbreitet wie hier. Auf die Vernichtung der Hexen wird mit 
allen Mitteln hingearbeitet, und bei dieſer Strenge werden jelbft die 
nächſten Verwandten niht geſchont. 
Die Erſcheinung, daß die heidniſchen Völker Afrikas, welche Jahre 
tauſende hindur<h von allem Verkehr mit den Culturvölkern Aſiens und 
Europas getrennt blieben, dennoch demfelben Aberglauben huldigen , wel- 
hem wir hier überall begegnen, iſ ein evidenter Beweis, daß dieſer 
Wahn niht von außen in den Menſchen hineingetragen wird, ſondern 
aus dem innerſten Weſen ſeines Geiſtes herauswähſt. „Er ift eben,“ 
wie Müller ſagt ?), „dasjenige , was bei dem Körper die Krankheit iſt.“ 
Um die „neue Welt“ nicht zu vergeſſen, ſo haben die Eingeborenen Nord- 
und Süd - Amerikas einem ausgebildeten Zauberglauben gehuldigt. Die 
Indianer von Nordamerika hatten Geiſterbeſhwörer, welche ihre Mittel 
gegen die böſen Geiſter in eigenen Beuteln mitnahmen. Sie ſchrieben 
die Krankheiten dem böſen Geiſte zu. Die Patagonier in Süd-Amerika 
haben feine Prieſter, wohl aber Zauberer und Wahrfager. Die Spanier 
fanden einen ſhre>lihen Aberglauben bei den Bewohnern Perus und 
Mexikos und auf den Südſeeinſeln. Das iſ das Ergebniß einer flüch- 
tigen Ueberſchau, daß alle Naturvölker vom Aberglauben vollſtändig 
beherrſcht find. 
1) Die Südländer von Paulitſhke. 1885. S, 264, c. |. Serpa Pinto. 
Wanderung dur Afrika. I. Th. S. 120. Leipzig 1881. 
2) Herzog's Realencyclopädie : „Hexenproceſſe.“
	        
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