Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Viertes Kapitel. Der Sieg des Chriſtenthums. 201 
wel<her ſelbſt dem Manichäismus huldigte, mit den Waffen der <riſt=- 
lihen Wiſſenſchaft überwand und ihn der Kirche zuführte. Auguſtinus 
war der Saulus im vierten hriſtlihen Jahrhundert !). Von den Mani- 
häern ſprah der Biſchof von Mailand voll Mitleid mit ihren geiſtigen 
Verirrungen, aber mit Abſcheu wegen ihrer greulvollen Sitten ?). Der 
entſchiedenſte Gegner des Manichäismus war der heil. Auguſtinus ſelbſt. 
Wie Paulus ehemals ſeine Glaubensgenoſſen im Briefe an die Hebräer 
von der Nichtigkeit ihrer meſſianiſhen Träume überzeugte, ſo widerlegte 
der Biſchof von Hippo mit hoher geiſtiger Ueberlegenheit die phantaſtiſchen, 
albernen Vorſtellungen der Manichäer von ihren zwei Principien. Gegen 
fie ſind zehn Schriften gerichtet, worunter De genes1 contra manichaeos, 
— De libero arbitrio — de vera religione — de duabus ani- 
mabus — de moribus manichaeorum — hervorzuheben find. Auch 
gegen die Priscillianiften z0g er zu Felde in der Schrift: Ad Orosium 
contra Priscillianistas et Origenitas; Contra mendacium>). Wie- 
wohl nun der Manihäismus durch die chriſtliche Wiſſenſchaft einerſeits 
und die Kriftlihe Staatsgewalt andererjeit3, lehtere aus dem Selbſt- 
erhaltungätriebe, überwunden wurde, jo hat diefe Srrlehre e& doch ver« 
ſtanden, fi wie Unkraut auf dem Weizenader der Kirche feſtzuſeßen. 
Von ihm gilt das Wort des Herrn: „Laßt beides wachſen bis zur Zeit 
der Ernte,“ Jnſofern nur exiſtirt in der Kirche ein Dualismus, als neben 
dem Glauben der Aberglaube, neben der Wahrheit die Lüge, neben dem 
Guten das Böſe, neben dem Weizen das Unkraut fi) erhält. Die Vore 
jehung hat es im Plane der Weltregierung, worin die Leitung der 
Kirche die erſte Stelle einnimmt, zugelaſſen, daß das manichäiſhe Un- 
kraut drei Mal üppig emporſchoß und den Weizen zu erftiden drohte, 
ähnli<h wie es dem Satan geſtattet war, Chriſtum drei Mal zu ver- 
fuden. Es ſind das die drei Perioden der Kirchengeſchichte, in welchem 
dec Glaube an die Macht Satans in Zauberei, Magie und Hexenthum 
eine ungeahnte Verbreitung fand: 1, Jn der Periode des Manichäis= 
mus, 2. in der Periode des Albigenſerthums und 3, in der Zeit der 
Reformation 4). Jm Manihäismus war der Grund gelegt worden für 
1) Den geiſtigen Proceß ſeiner Bekehrung ſchildert Auguſtinus felbft in 
ſeinen Confeſſionen. Jun gedrängter Darſtellung bei Baunard, Geſchichte des 
heil. Ambroſius, 271 bis 281. 
2) Miscent atque adjungunt sacrilegium turpidini. Epist. 4 ad 
Chromat. 
8) Weber u. Welte, Kirchenlexikon S. 1675. 
4) Der Nachweis wird gegeben im 6. Buche, Kap. I. Hier ſei nur hin- 
gewieſen auf das Werk des proteſtantiſchen Theologen Dr. Johann Wigand: »de 
Manichaeismo renovato« Seipzig 1588, 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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