202 Zweiter Theil. Erſtes Bach. Kampf d. Kirche geg. d. heidn. Zauberwahn.
den Glauben an die Allgewalt des Satans, und an ſeine Herrſchaft
über die Materie und die ſihtbare Schöpfung, über ſeine Erſcheinung
in menſchlicher Geſtalt !). Jn dieſer erſten Periode wird das Bild vom
Satan dahin vervollſtändigt, daß ihm die ſ{hwarze Farbe zugeeignet
wird; daß man mit ihm Bündnifje eingehen kann, um mit ſeiner Hülfe
größere Macht zu gewinnen (die ſhwarze Magie); ferner, daß er den
Menſchen als Fncubus oder Succubus verführen könne, was Auguſtinus
erwähnt, Chryſoſtomus beſtreitet 2).
Gegen die manichäiſhen Jrrlehren ſ<ritt das Kirchliche Lehramt
ein; ſo das Concil von Jlliberi in Spanien 305, die Synode von
Laodicea 443. Das berühmteſte ift jenes von Ancyra in Galatien im
4, (?) Jahrhundert. Fn ſeinem berühmt gewordenen Canon »Epis-
copi«3) bricht es den Stab über den eingedrungenen Aberglauben ; er
lautet: „Die Biſchöfe und ihre Beigeordneten ſollen mit allem Fleiße
dahin arbeiten, die verderblichſte, vom Teufel erfundene Magie und
Zauberkunſt in ihren Sprengeln gänzlih auszutilgen, und wenn ſie ein
Weib oder einen Mann darin finden, die dieſem Laſter ergeben ſind,
ſie austreiben. Auch das darf niht außer Acht bleiben, daß einige
lafterhafte Weiber jih rü>wärts zum Satan wendend und, dur ſeine
Täuſchungen und Vorſpiegelungen verführt, glauben und bekennen, wie
fie des Nachts mit der Diana, der Göttin der Heiden, oder der Hero-
dias, im Gefolge einer unzähligen Menge anderer Frauen, auf gewiſſen
Thieren reiten und in der Stille der Mitternacht weitausgedehnte Land-
jtriche durchziehen; dem Befehle derſelben als ihrer Herrin dabei in allem
gehorhend und in beſtimmten Nähten zu ihrem Dienſte aufgerufen
werden.“ Der Canon fügt no< hinzu: Viel Volts habe fi durch die
falſhe Meinung berü>en laſſen, als gebe es neben dem Einen Gott
no< andere Götter, da es doh der Satan ſei, der, wenn er des Ge-
müths einer Frau ſih bemächtigt, in einen Engel des Lichts fi) um:
wandelnd, die Geſtalten verſchiedener Perſonen annehme und den Sinn,
1) G. Roßkoff, Geſchichte des Teufels I. Bd, 283. «
2) Homil. 22 in genesim.
3) Soldan - Heppe, Geſch. der Hexenpr. S. 132—134. Roßkoff, Geſch. des
Tfs. S. 271. Auch wird dieſer Canon dem Papſte Damaſus zugeſchrieben. Er
findet ſi< im Decrete Gratians lib. X. cp. 1. Th. Rheinkingk responsum
juris qu. 1, pag. 7, nennt die Synode: Concilium Anquirense. Joh. Filesacus
theologus parisiensis, de Idolatria magica, Frffurt. 1670 ©. 12, fpricht
von einem Concilium Agathense. Die Bezeichnung: Herodiadem fei corrum:
pirt, wie Peter BlefenfiS cp. 85 bemerft hat: »Here dianae,« weil die Here bei
den Deutſchen eine bekannte Göttin geweſen. J. D. Tabor in ſeinen Dissert. de
Tortura erklärt den Canon Episcopi für unterſ<oben. S. 239—298.