Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
  
  
  
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204 Zweiter Theil. Erſtes Buh. Kampf d. Kirche geg. d. heibn. Zauberwahn. 
die Elemente freveln. Die ſi< an der Weiſſagerei betheiligten , ſollten 
gefoltert werden. Dergleichen Geſehe erneuerte Valentinian TI. 364—375, 
als Reaction gegen den Verſu<h Julians, das Heidenthum mit ſeinen 
Orakeln und Göttern in’3 Leben zurüdzurufen. Kaiſer Theodoſius, Ho- 
norius und Arcadius, Balentinian IL und IH., Kaiſer Juſtinian, 
Kaiſer Leo 887 folgen dem gegebenen Beiſpiele. 
Ein großer Proceß zur Zeit der <riſtlihen Kaiſer war jener zu 
Antiochia , welcher gegen Zauberer und Majeſtätsverbrecher unter Kaiſer 
Valens 365 angeſtrengt wurde. Er vernichtete eine große Anzahl von 
Perſonen, welhe na< ſ{hmerzlihen Folterqualen hingerichtet, gehängt 
oder verbrannt wurden!). Demnach kann es niht mehr unerklärlich er- 
ſcheinen, wenn Zauberer und Magier in allen Rechtsbüchern der <hriſt- 
lichen Völker des Abendlandes mit Strafe an Leib und Leben bedroht 
find). Daſſelbe Werk der Bekämpfung des Aberglaubens ſete die 
Kirche auch jenjeit3 der Alpen unter den riſtlih gewordenen Völkern 
fort. Aus dem Leben des heiligen Biſchofs Gregor von Tours 7 594 
wird berichtet, daß die Königin Fredegunde einige Weiber habe foltern 
und hinrihten laſſen unter dem Vorgeben, daß dieſelben dur Zauberei 
ihre Kinder getödtet hätten. Gregor von Tours bemerkt aber, daß er 
an dieſe Zauberei niht glauben könne. Ebenſo waren ihm einige Wei- 
ber angezeigt worden, welche durh Wahrſagerei, beſonders dur< Ent- 
de>ung von Dieben, ſi Geld verdient hätten. Der Biſchof lahte über 
dieſen Aberglauben 3). Uebrigens gab es in Gallien ſolhe Menſchen 
genug, welche, wie Gregor berichtet, „dur< derartige Zaubereien manche 
arme Weiblein nah ſih zogen, ſo ſie in ihrer Shwärmerei als Heilige 
priefen, und die ſi< für etwas Großes unter dem Volke ausgaben. 
Wir ſelbſt, ſagt er, haben viele von ihnen geſehen, die wir zur Rede 
ſtellten und aus ihrem Frrthum zu reißen ſuchten.“ 
Jn Deutſhland war es beſonders der heil. Bonifacius, welcher nicht 
blos mit der Axt die Donnereiche zu Geismar fällte, ſondern au< mit 
lebendigem Worte den Aberglauben ausrottete. Auf einer Synode zu 
Leptinae 743 wurde ein Glaubensbekenntniß aufgeſtellt, verbunden mit 
einer Abſagungsformel gegenüber dem Teufel. Bonifacius wohnte dieſer 
Synode bei ; ihm wird deshalb die bekannte Formel, welche mit den Worten 
1) Soldan-Heppe, Geſch. der Hexenproceſſe, Stuttgart 1880, Bd. I, S. 102. 
2) Codex Justiani, Theodosii, Liutprant, Rotharis, Lex salica, Lex usi- 
petorum et ripuariorum; Capitul, Caroli magni etc. 
3) Löbell, Gregor von Tours, Seite 273. Dr. Fehr, der Aberglaube 2c. 
Seite 19. 
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