206 Zweiter Theil. Erſtes Buh. Kampf d. Kirche geg. d. heidn. Zauberwahn.
Zukünftiges vorherſagen. Wer immerhin, fei er Cleriker oder Laie,
hierüber Rath oder Unterricht ertheilt, ſei von der Kirche ausgeſchloſſen.“
Au in ſeinen Predigten kämpfte Rhabanus gegen heidniſchen Aber-
glauben, Zeichendeuterei u. dgl. Jn der Beantwortung der Frage, was
man zu halien habe von den Menſchen, welhe dur<h dämoniſche und
magiſche Kräfte andere täuſchen oder beſchädigen , zählt er die verſchie-
denen Claſſen der Zauberer auf: 1. eigentlide Magier, Malefici ge-
nannt ; 2. Necromantiei; 3. Hydromantici u. f. mw.
Ganz entjhieden trat Agobard, Erzbifhof von Lyon, + 841,
gegen den Aberglauben im Volke auf; er beklagt, daß dieſes an zau-
beriſhe Entwendung des Getreides glaube, ‘wie niht weniger an Teufel3=
Verbindungen, Wettermahen, weshalb Manchen ſolher Zauberkünſtler
Geld entrihtet werde zur Abwehr. Hingegen war der berühmte Erz=-
biſhof Hink mar von Rheims feſtgewurzelt in dem Glauben an Hexen,
Neſtelknüpfen, Wirkſamkeit der Philacterien 2c. Eine Synode von
Paris 829 erklärte im zweiten Canon Hexen und Zauberer für des
Teufel? Werkzeuge. Sie mahen Hagel und Unwetter, verderben die
Feldfrüchte, entziehen dem Vieh die Mil, weshalb man fie mit aller
Strenge behandeln müſſe!). Ein ſcharfes Verdict über die ganze Zunft
der Zauberer ſpriht aus der deutſche Biſhof Burkard von Worms,
+ 1025. Er ſchreibt: „Weiſſager , melde zufünftige Dinge zu wiſſen
vorgeben, ſollen gepeitſ<ht und dann aus dem Bezirke ausgewieſen werden,
und Seden fol der Bann treffen, der Wahrſager und Zauberer zu
Rathe gezogen hat; aus der Kirchengemeinſchaft ſollen ausgeſchloſſen
werden Zauberer, Wettermacher oder ſolche, welhe durh Anrufung von
Dämonen die Gemüther der Menſchen verändern zu können glauben ;
Weiber, welche ſolches thun und vorgeben, ſie können die Geſinnung der
Menſchen, den Haß in Liebe, die Liebe in Haß umändern, und daß fie
Nachts auf Thieren reiten , ſollen aus der Pfarrei ausgewieſen werden ;
die Prieſter ſollen die Gläubigen belehren, daß Zauberkünſte den Men-
ihen in einer Krankheit keine Heilung verſchaffen, ebenſo wenig die
Thiere vor Krankheit und Tod jhügen können, ſondern daß ſie Fall=-
ſtride und Nachſtellungen des alten Feindes find, durch welche er das
gläubige Volk zu berüden ftrebt. Sollte ſih gleihwohl Jemand ein
Verbrechen hierin zu Schulden kommen laſſen, ſo ſoll er, wenn er Prie=
ſter iſ, degradirt, wenn Laie, gebannt werden.“ Zugleich verordnet
Biſchof Burkard, daß an das Beichtkind noh beſondere Fragen in Be=
treff des Aberglaubens geſtellt werden, zum Beiſpiel: „Haft du geglaubt,
1) Hefele's Conciliengeſhichte IV. 63. Man betrachtete dieſen Aberglauben
als Ueberreſte des Heidenthums.