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Erſtes Kapitel. Die Befeffene von Möttlingen 1840—43. 9
delein vor den Altar geſtellt , die Litanei und andere Pſalmen geſungen,
worauf es ſi< anſehen laſſen, und au< das Mägdelein bekennt, als wäre
der Teufel von ihr gewihen. Welches auch ſie, die Prediger, verhoffet. Es
hätte aber lange Zeit hernach der argliſtige Feind doh \ſi< wiederum bei
ihr finden laſſen, viel wunderbarere Sachen dur ſie geredet und zu
vernehmen gegeben, daß fie fi) mit dem Teufel verbunden, der ſie ohn-
längſt von dannen leibhaftig in die Welt geführet und vor wenig Tagen
ſie wieder zurü>kehren laſſen. Da dann ihr Bekenntniß, ſo fie vor
der Obrigkeit deponirt , für Wahrheit befunden wird, hielten fie,
die Prediger, es na<h ihrem Einfall und Meinung für ein Zauber-
werk.“
Der Jurisconſulent tadelt hier die Prediger deßhalb, weil ſie Anfangs
die Perſon für eine Befefjene, nachher aber für eine Zauberin ausgegeben
haben.
Dann wird in facti specie weiter dargelegt: „Wie das Ehrwürdige
Miniſterium zu N. ſi< habe bemüht, das Mägdelein von dem unſauberen
Geiſte zu liberiren, wie derſelbe aus ihr geredet, und unter anderem be=
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gehret, ihm zu erlauben in einen anweſenden Hund zu fahren.“
Das Mädchen hatte aber am 23. Januar 1617 bekannt, daß der
böſe Feind zu N. ſie aufgenommen , dur die Luft hinweggefahren habe.
Item: der Teufel Habe fie über die Elbe (bei Hamburg) und über die
See nad) Spanien geführt, wo ſie Pomeranzenäpfel von den Bäumen
gegeſſen. Es habe der Satan ſie vom Baume geſtoßen und fie fi den
Arin aus dem Gliede gefallen. So habe er ſie au< in Hamburg trac-
tirt, Jn Danzig hat ſie der Paſtor niht gehen laſſen zum Tiſh des
Herren, ſondern ſie zur Red geſtellt, als er ihr Bekenntniß kennen gelernt
(daß ſie nämlih eine Beſeſſene ſei) und hat ſie in ſein Haus kommen
laſſen.
Auf ihrer Rü>kehr hat fie in Neunkirchen übernachtet bei dem Baltor.
Da hat es fi alſo in der Nacht verhalten, daß die Magd nicht hätte
auf dem Bette bei ihr bleiben können. Es wäre der Paſtor aufgeſtanden
und hätte mit den Kindern gebetet, da wäre es beſſer geworden.
Dieſes arme Mädchen war auf Anzeige ihres Vaters und ihrer Stiefe
mutter eingezogen worden. Troy ihrer inſtändigſten Bitte um Aufſchub
des verhängten Todesurtheils iſt die Arme dennoch hingerichtet worden.
Das war die Theologie und Juſtiz im Anfang des
17. Jahrhunderts.
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