Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Erſtes Kapitel. Der Kampf d. Kirche geg. d. Manichäismus d. Katharer. 217 
Dämonen ab. Aus ihr entſprangen zahlloſe teufliſhe Nachkommen, wo- 
durch die Erde mit folden Weſen erfüllt wurde. 
Unter Seherim werden bei Jeſaias zunä<hſt die wilden Thiere des... 
Waldes verſtanden ; nah Gejenius find darunter Böde zu verftehen, nad) 
Art der griehiihen Satyren!). 
Gegen Ende des Mittelalters erlangte die Kabbala, als tiefe 
jüdiſche Weisheit, großes Anfehen. Sie ift gegründet auf angebliche ge- 
heime Ueberlieferungen des Altertfums, hat Vieles, was den LXehren eines 
Zoroafters und dem Neuplatonismus verwandt ift. Raimundus Lullus, 
geb. 1235, + 1315, Giordano Bruno, +1600, Pico von Mirandola, 
geb. 1465, + 1497, haben ſie mit Vorliebe ſtudirt und ihren Jnhalt für die 
<hriſtliche Philoſophie zu verwerthen geſu<ht. Der Jeſuit B. Pererius 
Ib. I. cap. 10 »de magia« bezeichnet dagegen die Kabbala als: ein 
unwiſſenſchaftliches, läppiſhes und lächerlihes Lehrſyſtem und geißelt 
deren Anhänger mit Spott. 
Ebenſo hat Hnr. Cornelius Agrippa von Nettesheim nur eine 
geringſhäßige Meinung von derſelben; fie ſheint ihm mehr Träumereien 
und abergläubiſche Dichtungen zu enthalten, als Quellen wahrer Weisheit). 
Betrachtet man dieſe drei Factoren als ſecundäre Urſahen in Vers 
bindung mit den vielnamigen, aus den manihäiſhen Jrrthümern hervor- 
gehenden Sebereien, wie wir ſie im Anfang des Mittelalters entſtehen 
ſahen: dann iſ für die große Verbreitung des Zauberglaubens der tiefere 
Grund gefunden. Es kamen aber no< äußere Verhältniſſe hinzu, welche 
niht aus der geiſtigen Bewegung der Zeit entſprangen. Es waren dieſes 
die jchweren Calamitäten, wel<he in der zweiten Hälfte des Mittels 
alters die Menſchheit heimſuhten: der Ausſaß, der [hwarze Tod, 
der Veitstanz. Der Ausſaß war dur< die Kreuzzüge nah Europa 
verſhleppt worden. Bei dem mangelhaften Stande der mediciniſchen 
Wiſſenſchaft, bei gänzlichem Mangel jeder Sanitätspolizei, richtete dieſe 
Krankheit große Verheerungen an. Ter {warze Tod war eine peſtartige 
Epidemie; er raffte in Europa faft den dritten Theil der Menſchen hin- 
weg. Eigenthümlicher Art war der ſogenannte „Veitstanz“, welcher die von 
1) Luther überjegt Seherim mit „Feldteufel“, 3 Moſes 17. 7. Jſaias 
34, 14. 
2) Totum hoc nihil aliud quam lusus quidam allegoriarum, quas otiosi 
homines in singulis litteris et punctis et numeris occupati, quod haec lingua 
et scribendi ritus facile patiuntur, pro eorum arbitrio fingunt atque refrin- 
gunt; quae etsi nonnunquam magna sonent mysteria, nil tamen probare nec 
evincere queunt, quin juxta verba Gregorii eadem facilitate contemnere liceat, 
qua asseruntur H. Corn. de Nettesheim. »Cabbala«. »De Incertitudine et 
vanitate scientiarum« 1531, 
  
  
  
 
	        
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