220 Zweiter Theil. Zweites Buh. Die Kirche und der häretiſche Aberglauben 2c.
erleuchteten Männern, welche den volksthümlihen Aberglauben zu be-
kämpfen ſuchten.
Es ſei hier no< jener Männer geda<ht, welche Einſicht und Muth
‘genug beſaßen, ſih ſowohl von den Verirrungen ihrer Zeitgenoſſen frei
zu halten, als au< denſelben entgegen zu treten. Außer den bereits
Genannten zählen hierher Johann von Salisbury, Otto von Freiſingen
und Abälard, Roger Bacon 1214—1294, ein Franziscaner, berühmt
durch feine Kenntniſſe in der Phyſik und Chemie. Wiederholt als Zau-
berer angeklagt, wurde er von Papſt Clemens VI. und Nicolaus III
ſtets in Schuß genommen. Raimund Lullus, Peter von Apono, Arnold
von Villanova, Wilhelm Paris, Samuel Caſini 1400, Ambroſius
Vignatius 1460, Wilhelm Ebelin. Dieſer hatte gegen den Zauberglauben
gepredigt ; darauf wurde er als Zauberer verklagt und hingerichtet. Gerſon,
Kanzler Peter D’Ailly, Regiomontanus, Nicolaus von Kuſa!). Die
Gegner rächten fi) gewöhnlich dadurch, da ſie dieſe Männer der Zau-
berei verdächtigten, wie dieſes, außer Roger Bacon, Raimund Lullus,
Albertus Magnus, auh ſpäter dem berühmten Abte Johann von Tritheim
und dem Cornelius Agrippa widerfuhr. Ja ſogar Päpſte blieben von
dieſer Verdächtigung niht frei. Schon auf der vom Kaiſer HeiurihTV. bes
rufenen Synode deutſcher Biſchöfe in Worms wurde Papſt Gregor VII.
von dem excommunicirten Hugo Blankus angeklagt des Verbrechens der
Zauberei und des Bundes mit dem Satan. Bereits vor ihm war Papſt
Sylveſter IL, 999—1003, welcher als Mönh Gerbert den großen Ruf
eines Mannes der Wiſſenſchaft errungen, beſchuldigt worden, dur
Teufelsbündniß den Stuhl Petri beſtiegen zu haben ?).
1) Horſt, Dämonomagie I. 150 zählt no< hierher die Namen: Felix Häm-
merlin, Seb. Brand, Joh. Geiler von Kaiſerëberg, Thomas Murner und Jacob
Wimphling. Wir dürfen au< Dante hinzurechnen, welcher in ſeiner divina
comoedia die Zauberinnen in die Hölle verfegt.
„Siehe die Elenden, die verlaſſend Nadel
Und Spuhl und Webſchiff , Zauberinnen wurden,
Bosheiten übten mit Kraut und Wachsbild.“ XX. Geſang 121 ff.
2) „Gegen Gregor VIL. und alle ſeine Vorgänger bis zu Sylveſter Il.
hinauf, iſt das Geſchrei der Zauberei erhoben worden.“ Soldan-Heppe I. Bd. 141.
Dr. med. Chr. Frommann Tract. de Fascinatione jchreibt 529; papas a Syl-
vestroIT ad Gregorium VII, fuisse magos, Wolffius lect. mem. tom. I. pag.96
notat : »Magiam etiam exercuerunt Benedictus IX. Johannes XIII. Sergius IV.
Gregor VII. etc. Knoll. Si tam multi papae, capita scilicet hierarchiae ecclesiasti-
cae, fuerunt monstra magica, quid de Cardinalibus, episcopis et reliquis membris,
quae illi creabant aut fovebant, sentiendum?« acute colligit Voetius Des-
perat: caus. papat. lib. I Sec. 4. Fusius de hac re agit nobil: Tabor dissert
de tort: pag. 80 u. 251. Jn Ravensburg erſchien 1669 eine eigene Vertheidigungs-