Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Zweites Kapitel. Die Grafſchaft Löwenſtein - Wertheim. 11 
mit der Reſidenz Wertheim, lehtere mit der Reſidenz Kreuz-Wertheim. Von 
den drei Söhnen Chriſtoph Ludwigs blieb nur der älteſte am Leben 
Friedrih Ludwig, f 1658; deſſen Sohn Ludwig Ernſt, geboren 1626, 
ftarb 1681. Johann Dietrich hinterließ nur zwei Töchter ; Waldburga, an 
Grafen Berg vermählt, ſtarb 1683 ; Dorothea, an den Grafen Mander- 
\cheidt verheirathet, hinterließ einen Sohn Ferdinañd Carl, T 16721), 
Johann Dietrich, der Begründer der katholiſchen Linie, hatte unter 
Leitung ſeines Hofmeiſters Magiſter Reinhard in Straßburg ſeine 
Studien gemadt. Dieſer Reinhard war von bedeutendem Wiſſen, großem 
Scharfbli>, reicher Welterfahrung und ſtaatsmänniſcher Begabung.?). 
Graf Johann Dietrih und Reinhard hegten in Bezug auf Hexen- 
weſen, Aberglauben 2c. Anſihhten, welche ihrer Zeit weit vorauseilten 
und mit dem Bewußtſein der übrigen damaligen Welt durchaus niht 
übereinſtimmten. Ganz anders die Brüder und Vettern dieſes Grafen 
(Proteſtanten), die wir mit Aſtrologie, Alchemie, Roſenkreuzerei u. |. w. 
lebhaft beſchäftigt finden 3). 
Was ihre Anſicht über das Hexenweſen betrifft, ſo gibt eine kurze 
Aeußerung Reinhards in einem Briefe vom Juli 1628 darüber Auf- 
{luß: „Seither meines Abweſens haben die anweſenden Herren fi 
aufs Hexenwerk geriht, wöllen mit ernſt dran und brennen.“ Worauf es 
denn wirklih au< für einige Jahre tühtig ans Brennen ging. Reinhard 
mußte ex officio Antheil nehmen; „ih finde jedo<h, daß er weit mehr auf 
wirkliche Verbrehen und ſexuelle Ausſhweifungen, als auf Teufels Buhl- 
Ihaft, Wettermacden, Viehbehererei, u. |. m. inquirirte*).” 
Jn der jüngeren Linie zeichnete fi) ganz beſonders Graf Max Carl, 
Sohn von Friedri< Carl, aus, der mit der rei<hsfürſtlihen Würde aus- 
gezeichnet wurde, melde au auf alle ſeine Nahkommen vererblid ſein 
ſollte. Die kaiſerliche Gunſt belohnte außerdem ſeine hohen Verdienſte 
mit reihen Schenkungen an Gütern in Böhmen, die noch heute ſeinem 
Nachfolger zugehören. 
Hier jei noch hingewieſen auf die bewährte Treue dieſer jüngeren 
Linie für Kaiſer und Reih, wodur< beſonders Johann Dietrih und 
1) J. W. Jmhof, notitia sct. rom. imp. procerum, Tübingen 1732, 
1, Theil V., 14. und 2. Theil VIIL, 7. 
2) Kaufmann, Zeitfchrift für deutfche Kulturgefchichte, S. 248. cfr. Wibel 
zur Münggeihichte von Wertheim S. 17—18. 
3) Der in der Schlacht bei Höchſt 1622 im Main ertrunkene Graf Johann 
Caſimir (Proteſtant) trug an ſeinem Leibe Amulete. Rhein. Antiq. Il. F. Bd, 
XYVII. S. 730. 
4) Kaufmann, Zeitſchrift für deutſche Kulturgeſchichte, S. 248. cfr. Wibel 
zur Münzgeſchichte von Wertheim S. 17—18, 
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