Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Drittes Kapitel. Die Polemiker-Trias. 229 
von den Thaten handeln, Glaubens-Ausſprüche wären“ !). Dieſen Folge- 
rungen gegenüber läßt \ſi< kaum etwas Stichhaltiges ſagen. Würde es 
wohl augehen, wenn man heutzutage aus den Verboten der deutſchen 
Reichsregierung gegen die ſocialiſtiſhen Grundſäße, Lehren und Schriften, 
dieſelbe Folgerung ziehen wollte ? Die Reichsregierung kennt dieſe Lehren, 
theilt fie aber nicht; fie Hält fie für verwerflih, was ſie auh in der That 
ſind. Müßte man aber denjenigen nict für einen Thoren halten, welcher 
daraus den Schluß ziehen wollte, die Regierung theile die Anſichten der 
Socialiſten , weil fie an deren Eriftenz glaube? So wenig dieſes der 
Fall iſt, ſo wenig darf man den Päpſten den von ihnen cenſurirten 
Zauberglauben unterſtellen. 
Drittes Kapitel. 
Die FVolemiker-Trias. 
Beim Ausgang des Mittelalters fehlte es niht an Männern, welche 
den herkömmlichen Hexenwahn mit Ernſt bekämpft haben. Wir theilen 
ſie in zwei Gruppen. 
L Theologen. 
1. Johann Picus Mirandula, geboren 1463, geſtorben 1494. 
Dieſer Mann war Juriſt, Philoſoph und Theolog, und veröffentlichte 
verſchiedene Werke, Unter Anderem fchrieb er zwölf Bücher gegen die 
Aſtrologen ?). Er bekämpfte die Träumereien der Aſtrologen ſeiner Zeit 
mit einem ſol< dur<ſ{lagenden Erfolge, daß Agrippa erklärt, Lucius 
Palancius, der entſchiedenſte Vertheidiger der Aſtrologie, habe gegen Picus 
Ausführungen nichts Erhebliches vorbringen können 3). Dieſer pflegte 
einzig die natürliche, ſog. weiße Magie und führte den franzöſiſchen Arzt 
Libanius als Schüler in deren Geheimniſſe ein. Letterer wurde noh 
mit einem zweiten Meiſter dieſer Kunſt bekannt, mit dem Eremiten 
Pelagius von der Jnſel Mallorka, deſſen Bücher ihm zufielen. Nod 
  
1) Tartarotti, Del congresso notturno delle lammie libri tre. pag. 158, 
Es ſpringt jedem unparteiifch Denkenden leicht in die Augen, daß die Päpſte 
ben Berichten über zauberifche Handlungen und Künſte nur den „hiſtoriſchen 
Glauben“ entgegenbrachten. Cf. S. 173. 
2) Disputationum adversus astrologos libri XII. Berzeichniß feiner 
Werke bei Dr. Haffner, Geſchichte der Philoſophie S. 682. 
3) H. Agrippa von Nettersheim, De vanitate etc. $, Astrologia gegen Ende. 
  
 
	        
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