232 Zweiter Theil. Zweites Buch. Die Kirche und ber häretiſche Aberglauben zc.
Tode zu beſtrafen. Die Abhandlung endigt mit der Erzählung von der
Bekehrung des heil. Cyprian von der Magie dur den furdhtlofen Wider-
ſtand der heil. Juſtina.
2, Andreas Alciatus aus Mailand, geboren 1492, geſtorben
1555; faum hatte er den Doctorgrad zu Pavia in der Jurisprudenz
erworben, ſo wurde er von einem Biſchofe 1518 erfuht, ein Gutachten
über das Verbrechen der Hexerei und deren Beſtrafung zu verfaſſen.
Alciat theilt die Hexen in drei Kategorien : 1. in ſolche, wel<he das Kreuz
verunehren , Gott abſhwören und Kinder dur Gift tödten; 2. ſolche,
welche mit Hilfe böſer Geiſter Kinder Schaden androhen und anthun
zur Nachtszeit, bei verſchloſſenen Thüren ; 3. andere, welche Tänzen bei=
wohnen ſollen, wiewohl ſie es läugnen. Sein Urtheil geht dahin, gegen
die erſte und zweite Klaſſe die Jnquiſition zu geſtatten, die dritte dagegen
mit derſelben zu verſchonen, weil die Angaben nur Erfindungen ſeien.
An Bodinus, dem gelehrten, aber teufelsſühtigen Juden fand Alciat
einen Gegner, an Erasmus einen Vertheidiger !).
3. Der berühmte Juriſt Johann Franz Ponzinibius zu Florenz
ſchrieb eine Abhandlung über die Hexen 2). Jn. $. 49 läugnet er die
nähtlihen Ausfahrten auf gewiſſen Thieren; im 8. 50 die Hexentänze
und Schmaufereien. Der $. 52 zeigt die Nichtigkeit der entgegengejehten
Ausſagen von Hexen. Die Zeugen ſind unzuläſſig, ſoferu es ſih hier
nur um geiſtige Vorgänge handelt. Das juriſtiſhe Verfahren unter-
zieht er einer harten Kritik bezüglich der Behandlung von Hüäretikern und
Zauberern. In dem Bruder Barthol. de Spina fand Ponzinibius einen
Gegner, welcher in einer „Apologie“ die Schrift unſeres Verfaſſers über
die „Hexen“ bekämpfte. Delrio beklagt es, daß Alciat in Frankreich ſo
viele Nachbeter gefunden habe. Er nennt Franz Duarenus, ferner Peter
Erodius. Diejer habe behauptet, man ſolle das Blut der Hexen e
und zwar aus folgenden Gründen :
multa in hoc genere vana, weil viel Einbildung,
multa non nociva, viel Unſchädliches,
multa insaniae conjuncta, viel DVerrüctes,
multa miseranda, viel Bebauerliches damit ver-
knüpft ſei. Wenn aber menſchlicher Wahn einer Beſtrafung bedürfe, ſo
müſſe ſie eine mildere ſein, wie denn ein Wahnſinniger dur< ſeinen
Wahn genug geſtraft ſei. Endli<h no< Michael Montanus in ſeinem
dritten Buche von den Gefahren oder Verſuchungen 3),
1) Bayle I, 139, Alciat wirkte zu Bourges, Pavia und Bologna. Ein Bruder,
nach anderen ein Adoptivſohn, Franz Alciat, wurde Jeſuit und ſpäter Biſchof.
2) »De lamiis«, Frankfurt Egenolffs Erben 1592, 70 Seiten.
3) Delrio lib, V. Appendix. pars III. pag. 292. Editio ursellana. 1606,