234 Zweiter Theil. Zweites Buch. Die Kirche und dex häretiſche Aberglauben 2c.
ſollen. Friedrih aber habe, als er das Medium erkannte, fich befreuzigt
und dieſe Hilfe abgelehnt. Nah ſeiner Befreiung ſoll Friedrich dieſes
ſelbſt erzählt haben. Tritheim fügt dieſem bei: „ih halte es mehr für
eine Fabel, als für eine geſchihtlihe Thatſache !).“
Aehnlich wie Agrippa findet er die Quelle des damals herrſchenden
Aber- und Zauberglaubens in dem Weberwudern der gleihnamigen
Literatur. „Eitle und allzu habſüchtige Zauberer verſprehen viel und
leiſten Nichts ; von fich ſelber getäuſcht, verbreiten ſie viele verſchiedens
artige Bücher, voll von Aberglauben unter dem Aushängeſchilde eines
Plato, Ariſtoteles oder irgend eines anderen berühmten Namens; oder
aber von Anderen getäuſcht, betrügen ſie um des Brodes willen die
Wißbegierigen. Auf ſolhe Weiſe bringen es dieſe Taugenichtſe und
Dunkelmänner als Lehrer der Nekromantie fertig, den Neugierigen ihre
gottloſen Grundſäße beizubringen und die von ihnen fabricirten Werke
unter falſchen Titeln an den Mann zu bringen.“ Solchen Anſchauungen
Tritheims begegnen wir in ſeiner Chronik von Hirſchau, melde 1513
vollendet wurde. Dagegen finden wir in ſeinem Werke „Antipalus“,
welches 1508 erſchien und dem Markgrafen Foahim von Brandenburg
gewidmet war, ſowie au< in der Beantwortung der ſieben von Kaiſer
Maximilian geſtellten Fragen eine größere Zuneigung zu dem im Volke
lebenden Glauben an Zauberei. Er gibt no Zauberwirkungen, nament-
lih in Krankheitserſcheinungen zu, welche vor dem Lichte der Vernunft und
der Wiſſenſchaft niht Stand halten können. Dabei maß er den Weihungen
und Segnungen, den ſog. Sacramentalien, zur Heilung körperlicher, durd)
Zauberei bewirkter Krankheiten und Schäden eine übertriebene Kraft und
Wirkung bei. Man kann darin einen Hyperglauben entde>en, aber der
landläufige Zauberwahn , wie er unter vielen Zeitgenoſſen herrſchte, war
ihm fremd. Wenn er im zweiten Kapitel dieſes Werkes 41 Arten aber=
gläubiſcher Künſte namhaft macht, welche von der Kirche verboten ſeien,
wenn er 39 magiſche Bücher, ebenfalls von der Kirche verurtheilt, vor-
führt, dann kann er auh ſicherlih niht als Freund des Aberglaubens
bezeihnet werden.
Höchſt einſeitig iſ daher das Verfahren von Soldan-Heppe , wenn
er zur Charakteriſirung des Abtes von Sponheim aus dem Antipalus
verſchiedene Gegenmittel gegen Zauberei hervorſuht und mittheilt, welche
dem Leſer die Leichtgläubigkeit unſeres Autors vorführen ſollen ?). Von
1) Chron. Hirſh I]. Bd. S. 159.
2) Soldan- Heppe I. 419 ff. Heppe will der Monographie von Silbernagel
folgen, trovdem hat ex deſſen wihtige Bemerkung: Tritheim habe dieſes Werk ſo
nell und ſo eilig abgefaßt, daß er e8 vor dem Drude nicht einmal durchgeleſen
habe — unterdrüdt. Siehe Silbernagel S. 136.