Viertes Kapitel. Das Gelehrten-Triumbirat. 235
Tritheims Anſihhten über Aſtrologie und Alchemie meldet er fein Wort.
Wenn derſelbe auf Gebete, Faſten, Weihungen, geſegnetes Waſſer, Wein,
Salz, großes Gewicht legt, ſo verräth dieſes einen ſehr gläubigen Chriſten,
und bezeichnet denſelben Standpunkt, welchen die große heſſiſhe General-
ſynode 1582 adoptirte, wofür ihr Heppe große Anerkennung zollt 1).
Den Ruf eines Zauberers haben ihm troy ſeines Proteſtes die bei=
den Werke »Steganographia« und »Polygraphia« eingebraht. Er
verfucht ſi< in denſelben niht blos eine Geheimſchrift zu erfinden, fon-
dern aud ein Geheimmittel feſtſtellen zu können, um ſeine Gedanken auf
weite Entfernung hin, ohne die gewöhnlichen Hilfsmittel, mitzutheilen.
In dieſen aht Büchern hat er mehr verſprochen als erreiht. Die
Kenniniß dieſer Schrift erwe>te ihm in dem franzöſiſchen Gelehrten
Bovillus einen heftigen Gegner, gegen den er leidenſchaftlih polemiſirt ?).
Der proteſtantiſche Profeſſor Auguſt Lerchheimer zu Heidelberg hat in
ſeinem Buche: „Chriſtliches Bedenken von der Zauberei“ niht wenig
dazu beigetragen, dem gelehrten Abte den Namen eines Zauberers bei»
zulegen °).
Es ſei no< bemerkt , daß ſein Antipalus , dieſe geiſtige Apotheke
gegen alle Zauberkrankheiten und Leibesſchäden, erſt im Jahre 1555 zu
Jngolſtadt im Drud>e erſchienen iſt ).
2. Heinrih Cornelius Agrippa, geboren zu Köln 1484,
geſtorben zu Grenoble 1535, war ein Gelehrter erſten Ranges, der
Medicin und beider Rechte Doctor, Theolog, Philoſoph und Schriftſteller.
Mit Tritheim war er ſehr befreundet. Als 23jähriger Jüngling hat er
dieſem ſein Erſtlingswerk »De occulta philosophia« zur Durchſicht
übergeben. Das Begleitſchreiben wie auh Tritheims Antwort ®) ſind der
Ausgabe von 1531 beigedru>t. Jn dieſem Werke haſcht der Verfaſſer
nah geheimnißvollen Problemen, welchen verborgene Kräfte in der Natur,
den Sternen, den Elementen und Zahlen zur Stüße dienen ſollen. Die
drei Bücher enthalten daher ſehr viele Phantaſtereien und abergläubiſche
Dinge, obgleich er im Vorwort verſichert, daß er alle dieſe Dinge ausſchei-
den und nur die natürlihe Magie pflegen wolle. Wohl zu ſeiner Ent-
\huldigung ſagt er: „Jh bemerke auh , daß ih vieles mehr zur Erzäh-
1) Soldan-Heppe I. 449.
2) Er verſchmäht ſelbſt nicht die Anſpielung auf »bos, unde Bovillus« dictus.
3) Der eigentliche Name des Verfaſſers iſt Wilken oder Wittekind. Ex erzählt
zwei Zauberſtü>kchen, von wel<hen Tritheim eines vor Kaiſer Maximilian vollbracht
habe. Deutſche Ausgabe des Theatrum de Venef. ©. 214. Na< dem Sprich-
wort ſei „der Teufel Abt in Sponheim“, fügt Lerchheimer Hinzu. Auch Papſt
Sylveſter IT. und Paul III. nebſt Albertus Magnus zählt er zu den Zauberern.
4) Binz, Dr. Joh. Weyer S. 6. — 5) Vom Jahre 1510 batirt.