Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Viertes Kapitel, Das Gelehrten-Triumvirat. 237 
sacra. Seine angeblichen Forſthungsreiſen na< Afrika und Creta ſind 
na< ſeinem neueſten Biographen Binz aus Mißverſtändniß und Jrrthum 
bei Auslegung einiger Stellen entſtanden, bislang aber ſtets als That- 
ſache behandelt worden !). 
Jm Jahre 1560 lieh er fih in der Heimath als praftifcher Arzt 
nieder, folgte jedoch 1545 einem Rufe als Stadtarzt nah Arnheim mit 
einem Gehalt von 100 Gulden. Fünf Jahre ſpäter legte er dieſe Stelle 
nieder und trat als Leibarzt in den Dienſt des Herzogs Wilhelm von 
Cleve-Jülich-Berg. Am Hofe dieſes Fürſten fand er niht bloß geiſtige 
Anregung, ſondern erwarb ſi< auh einen entſchiedenen Einfluß auf die 
Regierungs-Angelegenheiten des Landes. Er erfreute ſi< der hohen 
Gunſt ſeines Fürſten , au aus dem Grunde, weil dieſer mit ihm über- 
einſtimmte in einer freieren und vernünftigeren Beurtheilung des Hexens 
glaubens und der Hexenproceſſe. Weyer verdankte dieſe Grundſäße vor- 
neämlich ſeinem Lehrer Agrippa. Dieſer hatte im Jahre 1519—1520 
als Syndicus in Meh gegen den Jnquiſitor Savini mit großem Erfolge 
eine angeklagte Hexe vertheidigt und ihre Freiſprehung dur<h das Meyer 
Domkapitel durhgeſezt, wofür dem Agrippa von ſeinen Freunden z. B. 
Pater Cl. Theobald in Paris, Pfarrer Roger Brennon in Meh, große 
Anerkennung gezollt wurde, Auch für Weyer war der Aufenthalt in 
Paris eine Wohlthat, indem er in ſeinen humaneren Anſchauungen be- 
ſtärkt wurde. Als R-ſultat feiner Erfahrungen, Studien und Beobach- 
tungen ließ Weyer im Jahre 1563 ſein berühmtes Werk: De praesti- 
giis Daemonum in ſe<s Büchern erſcheinen. 
Das erſte Buch handelt über Urſprung, Natur und Weſen des 
Teufels, über ſeine. Gewalt über das Erſchaffene, und deren Grenzen; 
ebenſo verbreitete es fih über die Entſtehung der Magie und Abgötterei. 
Erſtere leitet er ab von Cham, dem Sohne Noas. Selbſt das Orakel 
des Jupiter Hammon weiſe auf ihn als deſſen Gründer zurü>?). 
1) C. Binz, ordentl. Profeſſor der Medicin in Bonn: „Doctor Johann 
Weyer, ein rheiniſ<her Arzt, der erſte Bekämpfer des Hexenwahns3.“ Bonn bei 
Markus 1885. Dieſes Buch enthält vieles Jnterefſante und einiges bisher Un- 
bekannte. Doch iſt eine antikir<li<he Geſinnung des Verfaſſers leicht erkennbar, 
was den ſonſt befriedigenden EindruX etwas vermindert. 
2) Moebius Tractat »de oraculorum ethnic: origine« hält Cham und 
Hammon für identiſ<. »Tunc Chamum sive Hammonem posteri ejus ut 
Deum instinctu satanae coluere.« S,. 26. Manche proteſtantiſche Gelehrten z. B. 
Soldan, Horſt finden die ethymologiſhen Ableitungen des Wortes »femina« von 
»fide minus« und be3 »diabolus« von „Haßadsıv” lächerlich. Wie ſchr damals 
diefe Art Ableitung von Worten nach dem Klanglaute auf beiden Seiten üblich 
war, beweiſt unſer Moebius. Wie die beiden Worte dem Malleus des Sprenger 
EEG EEE TE EEE TEE ae TNT TTT TIRE PTT ITT TEINT TON RE E TIT TNT TT TT Tr TIT "H PCE CT SE SE TOES THT SRE PEE PE FF 
  
 
	        
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