Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
240 Zweiter Theil, Zweites Buch. Die Kirche und der häretiſhe Aberglauben 2c. 
in Ehternah!). Drei andere kamen von Aerzten. Doch fehlte es 
auch nicht an Gegnern; als ſolche traten auf: Paul Schalih zu Kreuz- 
burg, der fi Fürſt Della Scala nannte; dann der Franzoſe Leo 
Suavius, Johann Bodinus und Johann Brenz, Superintendent zu 
Stuttgart. Dieſer hatte eine Hagelpredigt gehalten, in welcher er den 
Hexen die Gewalt, Wetter zu machen, zwar abſprah, jedo<h zugab, daß 
fie Solches zu vermögen fi einbildeten. Sie ſeien alſo wegen ihrer 
böſen Abſicht nah dem Geſeze Moſes und der Karolina mit dem Tode 
zu ſtrafen. Die aus dieſem Anlaß entſtandene Polemik und der deßhalb 
geführte Briefwechſel zwiſchen Weyer und Brenz bilden, nebſt den übrigen 
Schreiben, den Jnhalt ſeiner den Gegnern gewidmeten Apologie. Jn ders 
ſelben tritt er au< als Vertheidiger auf für Agrippa und Trithemius ?). 
Weyers Buch  »De praestigis« kam ebenſo auf den Jndex, wie die 
Stenographie Tritheims und die Occulta philosophia Agrippas. Es 
\heint dieſe Cenſur unſerem Autor ſehr unangenehm geweſen zu ſein, 
obwohl er am Schluſſe ſeines Werkes \ſi< dem beſſeren Urtheilsſpruche 
der fkatholiſhen Kirche unterwerfen wollte). Die Geſamnmt- Ausgabe 
ſeiner Werke von 1583 enthält no< drei Schriften: a) über betrügeriſches 
Faſten , b) über die Krankheit des Zornes, d. h. des Fanatismus, 
c) Pseudomonarchia daemonum, diejes ift ein abergläubijdhes, dem 
Salomon zugeſhriebenes Buh über den Hofftant und Eintheilung der 
hölliſhen Monarchie. Es ſcheint, daß Weyer in Folge ſeiner literariſchen 
Kämpfe und erlittener Angriffe ſich in ſeiner Selbſtſhäßung ſehr getränkt 
fühlte; er hatte Größeres erwartet, ſi< mit ſeinen Schriften an den 
deutſchen Kaiſer , an alle Fürſten und Magiſtrate des römiſch deutſchen 
Reiches gewandt, und dennoch fand ſein edles Unternehmen mehr Wider- 
ſpruh als Beifall. Sein College Thomas Eraſtus aus Heidelberg verſchonte 
ihn niht mit Angriffen‘). So ſcheint ein ſtarker Mißmuth den Many 
  
1) An dieſen gelehrten Mann richtete Weyer zwei Bücher über ärztliche, 
bisher unbekannte Beobachtungen verſchiedener Krankheiten, z. B. Scorbut, 
Wechſelfieber, Peſt, Franzoſenkrankheit u. |. w. 
2) Tritheims Lehre über die Zauberei iſt wenig unterſchieden von ders 
jenigen Weyers. Jener unterſcheidet vier Claſſen von Zauberer , dieſer drei- 
Jene ſind: veneficii Giftmiſcher : artes superstitiosas exercentes: mit Zauber- 
formeln 2c. Umgehende; necromantici, welche den Teufel bloß anrufen und endlich 
foederati, die mit Teufeln im Bund ſtehen, Weyer hat magi infames, lamiae 
activae, lamiae passivae: Hexen und Behexte.: er nennt den Satan gerne Millars 
tifer, Tauſendkünſtler. 
3) »Nihil hic assertum volo, quod aequiori judicio catholicae Christi 
ecclesiae non omnino submittam !« 
4) De lamiis et strigibus 1577.
	        
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