248 Zweiter Theil. Drittes Buh. Kampf d. Kirche geg. d. Hexenwahn (1500—1800).
jedem, der dieſe Bücher näher anſieht in Bezug auf die Reihenfolge, den
Gebrauch und die Uebung ‘der Vorſchriften, die Rede- und Schreibweiſe,
die Conſtruktion und geſhmad>loſe Wendung , verrathen ſih dieſelben als
leere Träume und Erdichtungen, die aus einer ſpäteren Zeit ſtammen
und von Leuten, die, der alten Magie unkundig, Erfinder der verderb-
lichſten Jrrthümer ſind.“ Eiwa 100 Jahre ſpäter berichtet A. Prätorius 1);
„Es find folder Schriften in deutſcher und lateiniſcher Sprache viele und
mancherlei, eigentliche Teufelsbücher, zu nennen. Heimlih werden umges
tragen etliche Bücher mit erbichteten Namen, und werden in hohem
Werth wie Heiligthum gehalten wegen ihres Alters und der theuren
Dänner, die fie gemacht Haben ſollen. Dann ſie geben für (do< mit
Unwahrheit) Adam, Abel, Eno, Abraham, Salomon und Raziol, den
ſie Adams Engel nennen , und der Engel Raphael, der Tobiam die
Geiſter vertreiben lehrte, und Uriel , der E3ram verborgene hohe Geheim-
niſſe lehrte, habe ſie geſchrieben. Oeffentlih bietet man feil in lateiniſcher
Sprache drei Wunderbücher »Hermetis«, etlihe Bücher des Johann
Trithemi, drei Zauberbücher des Heinr. Cornel. Agrippa 2c. ; in deutſcher
Sprache ſind überall bekannt etliche ſ{ändlihe Zauberbücher ; dazu no<
Sybillenbüder, Traumbüdher, Planetenbücher und Andere dergleichen.
Dieſer Sthriften etliche lehren gründlih zaubern. Dadurch denn dem
Shwarzmeifter Thür und Fenfter aufgethan, freier Zugang bereitet, ja
wohl jelbft dazu gelodt und gerufen wird.“
Ueber die Urſachen der Verbreitung des Zauberglaubens bei dem
geringen Volke geben uns no< Kunde die ſpäteren Bekämpfer deſſelben.
So nennt Abt Tritheim 39 abergläubiſhe und 37 magiſhe Bücher,
melde er aufführt als eine ſehr gefährliche Lectüre. Johannes Reiche ?)
klagt die Bücher als Urſachen des Zauberglaubens an, in welchen der
Teufel bildlich dargeſtellt werde. Dieſes erzeuge ein Vorurtheil , in-«
dem 3. B. die Lutheraner den Teufel als Verſucher Chriſti in der Ge-
ſtalt eines Mönches zu geben beliebten; er nennt dieſen Gebrauch einen
päpſtlihen Aberglauben , in lutheriſche Kinder eingeimpft dur< kate <e-
tiſhe und bibliſhe Bilder, melde das ganze Leben beherrſchten.
Gleiche Sprache führt auh Thomaſius 3). „Am allerwenigſten aber konnte
ih mid) damals befahren, daß eine theologiſhe Facultät dasjenige für
einen Glaubens - Artikel ausgeben würde, wenn in denen gemeinen
1) Bericht von den Zauberern 2c. Seite 166. i
2) Theses inaugurales de Crimine Magiae, Hallae 1701, Seite 22, Para:
graph 30.
3) Thomaſius Vorrede Johann Webſters, Med. pract. zur Unterſuchung
über Hexerei.