266 Zweiter Theil, Drittes Buch. Kampf d. Kirche geg. d. Hexenwahn (1500—1800).
fi) trägt und das glaubt. Du jollft nichts laſſen ſprechen über di
als das „Vater Unſer“, „den Glauben” und andere chriflliche Ge-
bete 1).“
Jn ſeinem: „Dreie>igen Spiegel“ bekämpft er den volklsthümlichen
Aberglauben ſeiner Zeit in folgender Weiſe :
„Sunderli aber tun wider dies Gebot, die in Krankheit oder
in Nöten Rat ſuchen bei Zauberern und Wahrfagern; aud) die da
brauchen geſchriebene Aepfel, oder Brieflein an den Hals henten oder
Characterſegen brauchen oder anderen Aberglauben , gleich als ob Gott
nit genug gut, mähtig und weiſe allenthalben wäre ihnen zu Hilfe zu
kommen, ſoviel als es zu ihrer Notturft nuy iſ. Darumb der Menſch,
der in Nöten befangen ift, thu, fobiel er vermag — gebraud) ſi<h Arye-
nei und hilf — nad) natürlicher Klugheit und verjuh nit den Herrn,
welche Verſuchung eine ſhwere Sünd iſt. Wart au< nit na< Begehr
neuer Wunderzeichen, ſunder das übrige, das da übertrifft die Macht der
Natur, empfehle er Gott mit ganzem Vertrauen. Und ſo wird ohn
Zweifel Gott, der alle Ding bekennt (erkennt), der auh der beſt iſt,
dem Menſchen verleien , was das beſt und allernüßet iſt. Wenn
Krankheit, Armut oder einig ander Anfechtung ift did (oft) dem Men-
hen nüber denn viel Glü>s, das er ſi< leichterlihen mißbraucht.
Wann der Vater weiß, was dem Sun nübe ift, der Meiſter, was dien-
li) ift dem Jungen, und der Arzt kann baß dem Siechen gebührliche
Aryenei verſehen). “
Unter den katholiſchen Predigern, welche zu Gunjten der Herenver-
folgung gepredigt haben, ift nur Einer zu verzeichnen , Weihbiſchof
Friedrih Forner von Bamberg. Dieſer katholiſhe Theologe ſtand
mit an der Spige des Collegiums, welches unter dem Fürſtbiſchof Jo-
hann Chriſtoph die Verfolgung der Zauberer im Bambergijchen leitete.
Jn der Vorrede führt er als Motiv ſeiner Stellung zu dieſer Frage an,
daß er bereits über 30 Jahre als Prediger thätig geweſen und im Aufs
trage des Biſchofs Johann Gotefried dieſes Amt verwaltet habe, und deshalb,
ſo viel als in ſeinen Kräften geſtanden, nicht allein in einigen Predigten
(solum in non concionibus aliquot), ſondern au< dur<h Wachſamkeit
und Abwehr dieſer teufliſchen Peſt zur Rettung der no<h Unverführten
beigetragen. Dem genannten Biſchofe ertheilt er das Lob, quod contra
superstitionum, incantationum, auguriorum et veneficiorum cul-
1) Dr. Johann Weyer hat diefe Bruchftüde ausgezogen und in den ſpäteren
Ausgaben ſeinem Werke »de praestigiis« und »de lamiis« beigefügt. Sie ftehen
in der deutſchen Weberfegung des Johann Fuglino, Frankfurt a. M. 1586,
S, 555 u. f.
2) Herbſtblumen von P. Vincenz Haſak. Regensburg 1885, 95—96.