Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
268 Zweiter Theil. Drittes Buch. Kampf. d. Kirche geg.d. Hexenwahn (1500-—1800). 
Um nun näher auf den Inhalt ſeiner Predigten einzugehen , ſo 
finden wir gleih in jeiner erften Predigt, daß der Verfaſſer, faſt wie 
alle ſeine Zeitgenoſſen dem Glauben an Zauberei und Hexerei vollſtän- 
dig ergeben iſt. Als Grund aller Magie ſtellt er den Pakt mit dem 
Teufel hin. Die Vertheidiger des Hexenweſens wie Naimundus, Agrippa, 
Weyer, find nad ihm Zauberer. Daher ift es Pflicht der Obrigkeit, 
dieſes teufliſhe Unweſen, wodur< ſo viele Menſchen an Leib und Seele 
Schaden erleiden, mit Feuer und Schwert auszurotten. Während er ſo 
einerſeits an der Exiſtenz der Zauberer und Hexen niht zweifelt, ſut 
er andrerſeits zu beweiſen, wie gottlos und wie thöriht es ſei, fich des 
Teufels oder ſeiner Werkzeuge in irgend ermer ſchwierigen Lage zu be- 
dienen oder fie anzurufen. Denn die Hexen müßten nah ihrem bem 
Satan geleiſteten Shwur nur den Menſchen zu ſchaden ſuchen; ferner 
tönnten ſie ihre Mitmenſchen nur von ſolhen Unglüdsfällen befreien, 
die fie mit Hülfe des Teufels verhängt hätten. Gegen den Gebraud) 
von Amuleten, Ligaturen zieht er ſehr ſtark zu Felde und erklärt den- 
ſelben für eine ſhwere Sünde. Die Segnungen und Beſchwörungen der 
Magier, verbunden mit Gebet und Anrufungen Gottes, ſind eitel Betrug, 
um unter dieſem De>mantel den Menſchen in die Gewalt des Satans 
zu bringen. 
Jn einer Hinſicht iſt Forner !) wahrhaft klaſſiſh in der Geißelung 
des hundertköpfigen Aberglaubens bei ſeinen Zeitgenoſſen, wie dieſes aus 
der ſiebenten Predigt deutlich erhellt. Darin verfpottet er ſe<s Arten 
de8ſelben, welche fi) an den Cultus, ſiebenzehn Arten, welche ſi< an die 
Beobachtung gewiſſer Tage und Zeiten knüpfen; eine dritte Art, welche 
beſtimmte Wirkungen erhofft von Faſten und Gebeten und ähnlichen 
Werken, wie „die Roſenkreuzer“ zu thun pflegen. Gegen dieſe geheime 
Geſellſchaft, welche dazumal großes Aufſechen machte, mehr wohl, als ſie 
verdiente, hat Forner in einem andern Werke entſchieden Front gemacht. 
Jn „der Palme des Triumphes“ 2) widmet er der Bekämpfung der 
der Geſellſchaft Roſenkreuzer ganze Kapitel (45—50) lib. L. p. 435—464. 
Mit einer herrlichen rhetoriſhen Redewendung nimmt er Abſchied von 
der Roſenkreuzerei und apoſtrophirt „die Germania“ wie folgt: 
»Tecum habita, o misgera Gêrmania, et vide quibusnam falsitatum 
larvis et haereticarum opinionum spectris tibi cacodaemon illudat: 
  
1) Ueber die Bedeutung Forners als Prediger, Schriftſteller und Reformator 
des Bißihums Bamberg, cf, Histor. pulit. Blätter. Bd. 86. ©. 565. 
2) Palma triumphalis miraculorum ecclesiae catholicae et imprimis 
gloriosissmae Dei genetricis virginis Mariae etc. Ingoistadt 1620. Mit 
einer Dedication an Kaiſer Ferdinand II.
	        
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