Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Erſtes Kapitel. Die Lehre der Reformatoren. 291 
„Der Kirche Gebet thut große Miracula. ES hat zu unſerer Zeit 
zu drey bon den Todten auferwedt, Mich, der ih offt bin frank, meine 
Hausfrau Katha , die auch todt krank gelegen und M. Philippum 
Melanchthonem, wel<her Anno 1540 zu Weimar todt krank lag. Der 
Teufel wurde dann überwunden , und der Teufel ließ ſeine Beute 
zurü>1).“ Zu dergleihen Einwirkungen bediene ſih der Satan auh 
ſeiner Werkzeuge, der Hexen. 
1. Luther erklärt zum erſten Gebot des Dekalogs: „Es können die 
Hexen anderen Butter, Milch, Käſe ſtehlen, d. h. aus einer Thürpfoſte, 
Hellenbarde oder Handgeräthen melten?).“ Auch zweifelt er niht an 
der fruhtbaren Vermiſchung des Satans mit dem Menſchen , wie er 
mehrfa< in den Tiſchreden erklärt und ſagt: „Es iſ wahrlich ein greu- 
li, ein ſhre>lih plagen, daß er au< Kinder zeuget;“ er erklärte, daß 
man die Freßbuden und Wechſelbälge auh taufen ſolle, da man im 
Anfange es dem Kinde nicht anſehe, ob es ein Wechſelbalg ſei oder 
niht). Jn ſeinen Tiſchreden Bd. XXII, 1169 gibt er zu, daß Vermiſchung 
mit Satan und Kindererzeugung mögli ſei ; doh ſo, es müßten das 
geſtohlene Kinder ſein, wie denn der Teufel wohl Kinder ſtehlen kann 
und ſi ſelbſt an des Kindes ſtatt in die Wiege legen, wie man dann biß- 
weilen in den Se<hswochen verlieret; oder müſſen »supposiditii« fein: 
„Wehſelkinder ,“ welche die Sachſen nennen Kielkröpfe , wie ih denn, 
jagt Zutherus, „gehöret, daß ein ſolches Kind in Sahjjen gemefen fein 
ſoll, dem 5 Weiber niht genug haben können zu ſeugen geben.“ An 
einer anderen Stelle jüreibt er: „Denn der Teufel vermag gottloſen 
Menſchen ein Geplärr vor die Augen zu machen, daß fie eine Jungfrau 
vor ſi zu ſehen vermeinen, wenn der Teufel im Bette iſt.“ 
Jn Kap. XXIV, S. 38: „Die Zauberei iſt des Teufels eigen 
Werk, damit er den Leuten niht allein Schaden thut , ſondern fie auh 
ganz und gar erwürget und umbringet. Er ift ein ſo liſtiger und ge- 
\hwinder Geiſt, daß er alle menſhlihen Sinne betrügen und äffen 
kann 4).“ Man könnte derartige Stellen leicht vervielfältigen ; wir wollen 
nur noch zwei anfügen, welche ih zwei proteſtantiſchen Gelehrten abborge. 
Die erſte entnehmen wir Prof. Dr. Hajed): „Gott und Satan kämpfen 
um einen Menfchen, welcher zwifchen beide geſtellt iſt, wie um ein Reit- 
thier. Wenn Gott fi) auf ihn fegt, will er und geht er, wohin Gott 
1) Luthers Tiſchreden, S. 616. Cf. Rütjes Werk: „Der Teufel“ 2c. S. 85. 
2) Delrio, p. II. S. 822 citirt die Stelle aus den Tiſchreden. 
3) Sthindler, Geſchichte des Aberglaubens, ©. 29. 
4) Cfr. Rhamm, Hexenglaube und Procefſe, S. 53. 
5) Prof. Dr. Haſe, Polemik, S. 263. 
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