Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
  
  
  
  
294 Zweiter Theil. Fünftes Buch. Der Proteſtantismu3 und der Hexenwahn. 
worden iſ und niht mehr heißet , denn die alſo dur< den böſen Geiſt 
weiſſagen und wundern; alſo doh, daß ſie zuweilen treffen und helfen, 
darum, daß die Natur (die niht lügen mag:) mit untermiſht wird, 
welches der böſe Geiſt wohl fann!).” Es iſt ſomit die Zauberei und 
Hexerei nichts anderes, als der Mißbrauch der natürlichen Magie mittelſt 
Unterſtühung des Teufels ?). 
Ferner von den Zauberinnen ſchreibt er: „Die Hexen ſind die böſen 
Teufel3huren , die da Milch ſtehlen , Wetter machen, auf Böden und 
Beſen reiten, auf Mänteln fahren, die Leute ſchießen, lähmen, verdorren, 
die Kinder in der Wiege martern, die ehelihen Gliedmaßen bezaubern 
und dergleichen. Beihmdret find, die da Vieh und Leute ſegnen, 
die Sc<hlangen bezaubern, Stahl und Eiſen verſprechen, und viel ſehen 
und ſaufen und Zeichen können; Wahrſager, die den Teufel hinter 
den Ohren haben und den Leuten ſagen können, was verloren iſt , und 
was ſie thun oder thun werden, wie die Tartern und Zigeuner pflegen ; 
Zauberei treiben, die da Dinge können eine andere Geſtalt geben, 
daß eine Kuh oder Ochſe ſcheinet, das in Wahrheit ein Menſ<h ift, und 
die Leute zur Liebe und Buhlſhaft zwingen und des Teufelsdinges 
viel3).” Er glaubte au<h an Teufelsbündniſſe, denn „zum erſten können 
ſie die Leute dur< Zauberei blind, krumm, lahm und ungeſund machen, 
verderben ihnen die Beine, verbannen fie durch Blendwerk, und tödten 
ſie gar, oder machen, daß ſie dur< lange und unheilbare Krankheit ſih 
abzehren müſſen. Zum Andern mathen ſie Donner und Ungewitter, 
verderben die Früchte auf dem Felde, und tödten das Vieh. Jtem, ſie 
ſtehlen den Leuten Butter, Käſe und Milch, mellen das Vieh über einer 
Thürſchwelle, Beil oder Handtuch #).“ 
1) Luthers Werke von Walch, Band RI, S. 413, Nr. 10. 
2) Daſ. Nr. 11, vgl. S. 2807, Nr. 2, 3. 
3) Band RI. S. 441 f. Jn Franken wird dieſe Vorſtellung perſiflirt 
dur< eine anmuthige Anekdote. Ein Kloſterbruder geht mit einem Beglei- 
ter auf's Land zum Terminiren. Unterwegs kommen fie an einem Ader 
vorüber, mojelbft ein Bauer mit 2 Ochſen hält. Der Bauer liegt am Boden 
und \{läft. Hurtig ſpannt der Bruder den beiten Ochjen ab, gibt ihm ſeinem 
Begleiter und legt fih hin an ſeine Stelle. Als der Bauer erwacht, ſieht er 
den Bruder. Dieſer dankt Gott, daß er endlich wieder Menſch fei, nachdem 
er 3 Jahre in einen Ochſen verwandelt geweſen. Der Bauer verdußt über dieſe 
Entde>ung, läßt ihn gehen. Nach einiger Zeit ſieht der Bauer auf dem Markte 
ſeinen verwunſchenen Dchſen wieder ſtehen. Er geht zu ihm hin und ſagt ihm 
leiſe in's Dhr: „Jett aber kaufe i<h Dich nicht, da du ſchon wieder zum Ochſen 
geworben bift.” 
4) Band III. ©. 1714, Nr. 36 u. 37,
	        
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