Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
18 Erſter Theil. Erſtes Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien. 
deren Zuſammenwirken die Möglichkeit der Hexenproceſſe und ihre lange 
Dauer bewirkt haben. 
Das Actenftüd {ließt mit dem Nahwort : „Weil nun mit ihr ferner 
nihts auszurichten , ſintemal ſie ſi< ſo unbeſtändig erzeigte, ſo iſt man 
wieder abgeſchieden und hat ſie auf die lezte Frage 13: „Wer denn 
die Trünkin zuerſt bei ihr erwähnt habe, wenn ſie ja ſo unſhuldig ſein 
wöllte?“ geantwortet: Sie hat vom Amtmann gehöret: „Der Schultheiß 
ſoll zuerſt der Trünkin gedaht haben. Bate fie endlih, man wöllte 
ihr gut im Wort ſein, damit ſie docheinmal diefes fehweren Gefängniß 
erledigt werde.“ 
Außer dieſen beiden Proceſſen ſind no< zwei andere in Freuden- 
berg zur Verhandlung gekommen, von welchen der eine grobe Exceſſe 
gegen die Sittlichkeit zum Gegenſtand hat, der andere wegen Zauberei= 
Sachen geführt wurde auf Anſtehen eines Privatklägers Paul Sachs in 
legitimer Vertretung ſeiner Ehefrau Margaretha gegen Antonius Grimm, 
Beklagten, die genannte Ehefrau mit herben Worten angefahren und ihr 
zugerufen zu haben: „Warte, ih hab mit dir zu reden, du mußt ver- 
brannt werden.“ Dieſer Proceß, welher am 25. Januar 1590 
begann, wurde beiderfeit3 mit Aufwendung aller Rechtsmittel, mit Zeugen 
und Anwälten, mit Repliken und Dupliken geführt und dauerte bis in 
das Jahr 1551 hinein. 
Für beſonders intereſſant iſ die Defenſionsſchrift des Anwaltes des 
Klägers, Andreas Bopen von Miltenberg, welcher ſeinen Clienten 
gut vertheidigt und den Rechtsgrundſaz: »delictum non praesumitur 
nisi probetur« fi) zu Nußen madt. Er ift ein genauer Kenner ſeiner 
Zeit und Zeitgenoſſen, was aus folgender Stelle genügend hervorgeht: 
„Das möchte man aber vom beklagten Theile wohl gerne wiſſen, 
wo er ſein Lebtag je gehört oder für Reht geleſen, daß man auf eines 
jeden leihtſinnigen Geſellen bloßes Wort und Angabe ohne vorhergehende 
genügſame Jndicien eine ehrliebende Perſon und ſonderlih beklagte ehr- 
bare Matrone (die Margaretha Sachs), von welcher mänigli<h anders 
niht als Lieb, Ehre und Gutes weiß, ſo ringlih antaſtete, gefänglih 
einziehen und zu hochbeſhwerliher Tortur und Peinigung hinreiſſen 
ſoll ? 
Fürwahr! Wenn man ein ſol<hes Re<ht aufkommen 
ließe, was würde es doh für eine Zerrüttung des ganzen 
menſ<hli<hen Weſens, ſonderlich zu unſerer Zeit geſchehen, 
da Haß, Neid in ſo hohem Schwang gehet, und manihsmal zu ſo gräus- 
licher Verbitterung wächſt, daß oft Einer aud mit Gefährlichkeit des 
Leibes und Lebens den anderen unſchuldiger Weiß in höhſte Angſt und 
Noth zu bringen kein Gewiſſen noh Scheue trägt? Dem gegenüber 
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