Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Erſtes Kapital. Die Lehre der Reformatoren. 297 
Es iſ gewiß, daß dies alles Zauberwerk der Dämonen iſt 1),“ Mit 
Recht ſpottet hier Delrio über die Leichtgläubigkeit Luthers , der bekannte 
Naturerfheinungen für teufliſche Afferei hielt. 
3. Es möge hier no< auf die Mittel hingewieſen werden, deren 
ſih Luther jelbft bediente, dabei au Anderen zur Nahahmung empfahl, 
um ſi des hölliſchen Teufelsgeſpenſtes zu erwehren. Seinem Freunde 
Hieronymus zum Beiſpiel {reibt er: 
„Geliebteſter Hieronymus, Du mußt annehmen, daß dieſe Deine Ver= 
ſu<hungen vom Teufel kommen, und daß er es ſei, der Di ſo quält, 
weil Du an Chriſtus glaubſt. Denn Du ſiehſt, wie ſicher und froh er 
die größten Feinde des Evangeliums ſein läßt, den E>, Zwingli und 
andere. So oft Did) aber der Teufel plagen will, mein lieber Hierony- 
mus, ſuche auf der Stelle ein Geſpräh mit Menſchen zu führen, oder 
trinke ftärfer, fcherze, mache Poſſen oder verſchaffe Dir andere Luſtbar- 
keiten. Wir ſollen immer mehr trinken , ſpielen, Poſſen mahen, ja 
ſogar ſündigen, aus Haß und Verachtung gegen den Teufel, um 
ihm nicht aufkommen zu laſſen, daß er uns über die geringfügigſten Dinge 
Gewiſſensbiſſe mache, ſonſt werden wir überwunden, wenn wir allzu 
ängſtlich ſorgen, daß wir niht fündigen möchten ?).“ 
Ein anderes Mal empfiehlt er ein practiſches aber keineswegs ſau- 
beres Hausmittelchen ſeines Freundes Bubenhagen, einen häßlichen Gewalts 
ſtreich, deſſen ganzes Gewichi darin beſteht, daß man Nichts verächtlicheres 
thun fann, um dem Teufel feine Verachtung zu bezeugen. Er hebt her- 
vor, daß Dr. Pomeranus dieſes Mittel mit beſtem Erfolge angewendet 
habe; doch die Feder ſträubt ſi es hier kund zu magen. Dieſe Vor- 
ſtellung Luthers vom Teufel, Zauberei, Geſpenſtern 2c. wurden dadur< 
Gemeingut des Volkes, daß er fie dur ſeine Hauspoſtille und ſeinen 
größeren Katechismus in's Volk ſelbſt hinein trug. Dazu gejellte fih noch, 
wie borauszufehen, der bedeutungsvolle Umſtand, daß die ganze Schaar 
proteſtantiſcher Prediger dieſelben Jdeen ſi aneigneten und dur Wort und 
Shift vertheidigten, wie wir bald ſehen werden. Es ſei hier noh be- 
merkt, daß die übrigen Reformatoren, Calvin und Zwingli, ganz in dems 
ſelben Wahne, wie Luther, befangen waren. Von dem Reformator Genfs, 
Calvin, iſ es bekannt, daß er in ſeinem Syſteme noh abergläubiſcher 
und verfolgungsſüchtiger war, als Luther. Jn ſeiner Prädeſtinationslehre 
hatte das Dämonenthum eir.e ſpecielle Berechtigung. Auf der anderen 
1) Delrio p. II. S. 822, Aus Luth. Comm. über Kay. 9 der Geneſis, 146. 
2) cf. Rütjes S. 82; Brieſe aus Hamburg, Berlin 1883 S. 190, 191. Weiß, 
Apologie Il. 405. Das heißt do< nichts anderes, was Luther hier empfiehlt, 
als: der Zwe> heiligt die Mittel. De Wette, Luthers Briefe IV. 188. - 
  
 
	        
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