Zweites Kapitel. Die Prediger oder der Hexenwahn auf der Kanzel. 313
(Weiſſagung) und behandelt den Text Joſua 13, 22, „Bileam, den Sohn
Beor, den Weiſſager, erwürgten die Kinder Jſraels mit dem Schwert.“
Auch dieſer Text muß wieder dazu dienen, die Jeſuiten als Zauberer und
Menſchenmörder darzuſtellen. Jn erſterer Linie genießen fie noch die
Auszeihnung, mit Bileam ſelbſt verglichen zu werden, und zwar:
a. ratione nominis, rüdſihtli< ſeines Namens. Bileam heißt
nämlich Auffreffer und Verderber. So find aud die Jeſuiten des Lans
des und der Leute Verderber, beſonders der lieben Jugend.
ß. Generis rüdfihtlih feines Gejchlehtes. Er war ein Sohn
Beors, d. h. eines Brenners und Sengers, alſo gaben die Jeſuiten Rath
und That zum Sengen und zum Brennen.
y. Operis seu professionis in Anſehung ſeiner Verrichtung. Bileam
mar ein zauberifcher Weiffager, alfo iſt bei den Jeſuiten nichts Gemeineres
no< ihnen Kundigeres als Zaubern und durh des Teufels Hülfe
weiſſagen. Solches könnte, wenn es nöthig wäre, mit vielen Exempeln
aus ihren Büchern und duch ihre Thaten bewieſen werden. Z. B.
Maldonat, Franz Xaver, melder einen Würfel aljo könne verzaubern,
daß ein Landskne<t 600 Gulden, die er zuvor verloren, mit einem
Pfennig hat wieder gewinnen können.
d. Animalis in Anſehung ſeines Thieres, eines Eſels, darauf er ritt.
Es ift aber der Ejel animal: a) clamosum, ein Schreihals, b). gulosum,
ein Zedermaul, c) libidinosum ein unkeuſches Thier, d) vertiginosum
ein zum Schwindel geneigte Thier, €) negociosum ein gejähäftiges Thier,
f) suistudiosum feines Gleichen liebendes Thier und alfo können fie um ans
geregter und anderer Umftände willen mit Biliams Ejel füglih verglichen
werden.
e. Sortis in Anſehung ſeines Looſes. Von Ballak zwar ho@hge-
ehrt, wurde er mit dem Schwerte zulezt erwürget. Alſo werden die
naſeweiſen Jeſuiten vom Papſte hohgeehrt, aber wie die faſt täglichen
Exempel bezeugen, mancher mit Johann Chatel vom Leben zum Tode
geridhtet 1).“
Das find Proben, wie man an heiliger Stätte das Wort Gottes in
jener. Tagen verſtanden und gepredigt hat.
Daß Aberglaube und Geſpenſterei ebenfalls gepredigt wurde, beweiſen
folgende Stellen:
„Wer kann anders ſagen, denn daß der Pfeiffer ſo in menſchlicher
Geſtalt durh die Gaſſen der Stadt Hameln?) im 1084. Jahr des
1) Rüdinger II. Th. 20—%.
2) Die Sage von der Kinderentführung aus der Stadt Hameln durch den
Teufel in der Geſtalt eines Pfeifers wird in's Jahr 1284 verſebt. Weyer in
ſeinem Werke »de praestigiis daemonum« erwähnt dieſes teufliſche Zauberwerk