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Zweites Kapitel. Die Prediger oder der Hexenwahn auf der Kanzel. 317
Schließlich ſei erwähnt, daß Waldſchmidt ein entſchiedener Antiſemit
war. Mit einer ſehr heftigen Sprache verbietet er den Chriſten, und zwar
„unter einer ſhweren Sünde,“ in Nöthen und Krankheiten die JFudenärzte
um Hülf zu erſuhen und ſi< Rathes bei ihnen zu befragen.“ Dann
ſagt er, „die Juden ſind des Teufels Werkzeuge und haben Gott niht,“
„Haben fie aber keinen Gott, ſo können Niemand anders haben, als den
Teufel.“ „Haben nun aber die Juden niht Gott, ſondern den Teufel,
ſo mathe du ſelbſt den Schluß, zu wem dn dih wendeſt , wenn du in
deiner Krankheit Hülfe und Rath bei einem Judenarzt ſucheſt. Gewiß
niht bei Gott, den er niht hat, ſondern zum Teufel, den er hat.“ Er
beruft fih dabei auf die Auctorität von Wittenberger Theologen , welche
na< Dr. Müllers „Judaismus“ ein Bedenken erhoben: „ob ein Chriſt
mit gutem Gewiſſen in ſeiner Krankheit einen Judenarzt gebrauchen
fönne.” Eine andere Auctorität findet er bei den Augsburger Theologen
in Folgendem: „Wann du ſieheſt oder denkeſt an einen Juden, ſo ſprich
bei dir ſelb alſo: Siehe, das Maul, das ih ſehe, hat alle Sonnabend
meinen lieben Herrn Jeſum Chriſtum, der mih mit ſeinem theuren Blut
erlöſt hat, verfluht , vermalmedeiet und verſpeyet , darzu gebetet und
geflucht für Gott, daß ih mein Weib und Kind und alle Chriſten ers
ſtohen und aufs jämmerlihft untergangen wären, wollt ſelb| gern thun,
wo er könnte, daß er unſere Güter beſigen möhte; hat auh vielleicht
dieſes Tages viermal auf die Erden geſpeyet über den Namen Jeſu, wie
fie pflegen, daß ihm der Speichel no< im Maul und Bart hänget, wo
er Raum hätte zu fpeyen, und ich follte mit ſolchem verteufelten Maul
eſſen, trinken oder reden, jo möchte ih aus der Schüſſel oder
Kannen mi< voller Teufel freſſen und ſaufen, als der
ih mid gewiß theihaftig madte aller Teufel jo in dem
Juden wohnen. Das find Luthers Worte!) bei denen genannten
Theologen die Bemerkung zufügen, wann dieſe geiſtreihen Worte
Lutheri von allen Lutheranern recht betrachtet würden, jo ift kein
Zweifel, Jedermann würde niht allein der Juden-Arznei fi) gänzlich
enthalten, ſondern au< im Uebrigen ihre Converſation und Gemeinſchaft
andere unzählige Kinder getödtet, hatte, ſondern daß auch mehrere Pfarrer
Kinder in des Teufels Namen tauften und Eltern ihre Kinder dem Teufel vers
ſchenkten. Wie aus einem Tractat „von der verführten Kinderzauberei““ erhelle,
wonach ein Vater ſeine zwei kleine Kinder in einer Wanne getragen und dem
Teufel übergeben habe. Waldſchmidt S. 32 und 228.
1) Luthers Stimmung gegen die Fuden fpricht ſi< in den Worten aus:
„Man fol ihre Synagogen nieberreißen , ihnen die Gebetbücher, beſonders den
Talmud abnehmen und ſie zwingen von ihrer Hände Arbeit ſi< zu ernähren.
Vgl. J. Albertus, Socialpolitik der Kirche, S. 265.