Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
328 Zweiter Theil. Fünftes Buch. Der Proteſtantismus und der Hexenwahn, 
die Bücher weggeworfen. Wenn ich habe jchlafen wollen, ſo habe ih 
gelegen und den einen Baden aufs Kiſſen gelegt, den andern aber mit 
einem Kiſſen zugede>t; da hat? mich denno<h gezwi>t und geſchlagen. 
Endlich habe ich mich des Nachts wider die Wand geſeht, und S. histoire 
de l’Eglise, welche vier Bände in vier tomis ausmachet, ganz durchgeleſen. 
In specie hats au< Feuer angezündet; ſo habe ih dann den Herrn Grafen 
um etliche Wächter gebeten, und die Wächter haben zugeſehen, wie es mih 
geſhlagen und haben Ohrfeigen mit mir bekommen. Ja es hat meiner 
Frau in praesentia 12 Personarum einmal auf die Baden gejchlagen, 
daß mans wohl über zehn Häuſer gehöret. Sie hat wieder in einem 
anderen Haus in praesentia dreier Perſonen bei 50 Badenftreihe be- 
kommen. Dieſe Schläge waren aber nicht ſo hart, als andere Ohrfeigen. 
Endlich babe ich) meine Gemeinde gebeten, fie ſollte do< für mid) bitten, 
und nad) geendigtem Gottesdienft that ih allemal noh ein Gebet zu Gott, 
daß er doch mich und mein Haus wolle bewahren. ch that auch das, 
daß ich ſagte zu meinen Zuhörern, Gott hätte dem Teufel vielleicht er» 
laubt, mi ſelbſt einmal -zu tödten; wenn ſie mih nun irgendwo einmal 
fänden an einem Ort todt liegen, ſo ſollten ſie deswegen niht denken, 
quod defuerit summa Dei tutela. Als ic Abends Belftunden ge 
halten, in welhe meine Zuhörer au gekommen ; jo hat es mid) während 
des Gebetes geſhlagen und geſtochen, daß es alle praesentes geſehen 
und gehört haben. Es hat mir und meiner Frau Stri>e um den Hals 
geworfen, daß, wo wir uns die Stride niht geſ<wind abgemacht, wir 
wären ſtrangulirt worden. Der Talmud hat fi inſonderheit leiden 
müſſen; die Kirchenordnung hats zerriſſen, ſo wie die Blätter aus dem 
Geſang- und Gebetbuch. Eine Editio novi foederis hats ganz zerriſſen, 
et quod maxime notandum, als ih eben die Epist. ad Rom. 
explicirte und einmal eben Kap. VIII. 17 (find wir denn Kinder, 
fo find wir auch Erben 2c.) zu expliciren hatte, fo riß es mir 
das Blatt, da der Text auf ſtund, heraus, und meiner Frau, die 
eben frank lag, waren die ganz kleine Zettulcher davon, furz und flein, 
auf's Bett geworfen. Jn der’ Bibel hat es mir Jeſ. 47 mit Dinte bes 
ſhüttet. J< lag einmal im Bett, da ſ{hmiß e3 die Trand-Gabel nad 
mir; allein der Stiel traf mid nur. Ein andermal warfs das Tranthier- 
Meſſer nah mir, als ihs aber kommen hörte, zu>te ih, und es fuhr 
vorbei ohne mir zu ſhaden. J< ſaß einmal in der Stube, da fuhr 
nach mir ein jpigiges Mefjerhen, womit meine Leute das Federvieh ges 
\{hla<tet; meine Frau, als ſie es ſaußen hörte, ſprah: Du haſt jeho 
was befommen; da fahe ih zu, fand das Meſſer und mir war nichts. 
Als ih nun eben zu meiner Frau fagte: Da fiehe tutelam divinam, 
da fuhr ein pfündiger Stein mir an den Kopf her und jhmiß da3
	        
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