Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
22 Erſter Theil. Erſtes Buh. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien. 
JInmakßen wir ſolches in zwei legten Jahren mit unmwiederbringlichem 
Schaden (Gott erbarm's) in unſerm Frankenlande erfahren, auh ihr 
eigen Bekenntniß bei den in der Nahbarjchaft hingerichteten Hexen und 
Milchdieben mit ſi< gebraht haben !). 
So bitten wir in aller Unterthänigkeit und ums jüngſte Gericht 
willen, da wir allſamt vor Gottes Richterſtuhl erſcheinen . . .. Eine 
gnädige Herrſchaft als Gottes Dienerin, weßhalb ſie das Schwert trägt, 
gerufen aus göttlihem Befehl, welcher in der heiligen Schrift oft wieder- 
holt ift, mit ernſtem Eifer auf die berüchtigten dur< ihren Ruf und 
gemeinen Leumund der Hexerei halber bezüchtigten Leute inquiriren und 
ſie nah Befund der Sachen exemplariſh abſtrafen zu laſſen. Dadurh 
geſchieht Gottes des höchſten Richters Befehl niht allein, ſondern es wird 
auh ſeine göttlihe Ehre befördert, das verunſäuberte und entheiligte 
Land von Gottes Zorn und Straf befreit und geſäubert, ſo daß wir 
der zuverſichtlihen Hoffnung leben, weil dieſes Unkraut nunmehr aller 
Orten auszurotten angefangen wird, es werden niht allein um unſeres 
eifrigen Gebetes beſſere fruhtbarere Zeiten folgen, fondern der Allmächtige 
werde au< dem Zeufel ein Ziel fteden, daß die unverſtändige einfältige 
Jugend, unſere lieben Kinder, niht ſo jämmerlich verführt, ſhmäh- 
lih hingerichtet und zuglei<h um Leib und Seel gebracht merde . 
Dieſes haben einer Herrſchaft, als unſerer lieben gottfürdtigen Obrig- 
feit, twir bei jo gründlich und ſonnenklarer Sah und Vorgang zu klagen 
und zu bitten niht umgehen können , niht der Jntention, Dero vorzu- 
greifen, Maß oder Ordnung zu geben, ſondern aus der Urſache, daß fie 
au ſehen, wie in dieſer Gegend das teufliſche Laſter einen re<hten Ab- 
ſcheu trage, niht weniger unſere Kinder und Nachkommen durch Aus- 
tilgung dieſes Unkrautes davon ganz befreiet haben möchten, der ganz 
unterthänigen Hoffnung, eine hohe Herrſchaft ſich dieſem unſerem ret 
Hriftlihen Eifer mehr in Gnaden belieben als mißfallen laſſen werden. 
Das Uebrige Gott und dem hohen obrigkeitlihem Amte anheimſtellende, 
der bald folgenden gnädigen Reſolution uns getröſtende 
unterthänig gehorſamſte 
(Folgen 13 Unterſchriften.) Bürger und Unterthanen der 
Stadt Werthheim. 
Dieſes Geſu hat ſeinen Eindru> auf die Obrigkeit nicht verfehlt. 
Ein circa 170 Seiten ſtarker Protocollband von Werthheimer Acten be= 
ginnt folgendermaßen: 
„Nachdem die hochgeborenen Grafen und Herren, Herr Ludwig, 
Herr Wolfgang Ernſt, Herr Johann Dietrich, Ritter und Oberſter, Herr 
1) Sind die Hochſtifte Würzburg und Bamberg gemeint.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.