Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
  
  
  
  
  
  
348 Zweiter Theil, Fünftes Buch, Der Proteftantismus und der Herenwahn. 
abzuſchaffen. Auf Seite 137 citirt er die kurfürſtlichpfälziſche Polizei 
ordnung und Criminalordnung; die erſtere beſagt Kapitel 9, pag. 8. 
„Wir gedenken alle Zauberer, Wahrſager, Teufelsbeſhwörer, Segner und 
alle dergleichen Abgötterer, in unſerm Kurfürſtenthum niht zu dulden, 
ſondern dieſelbige unſeres Landes, ſofern ſie von ſolchen gottloſen Weſen 
niht abſtehen würden, \ſtra>s zu verweiſen, oder im Fall, an Leib und 
Leben zu ſtrafen. Dafelbft wird auch denen, weldhe Zauberer rathfragen, 
gedrohet, daß fie ernſtlih , nah Gelegenheit des Uebertretens, mit dem 
Thurm oder ſonſt geſtrafft werden ſollen.“ Jn der Malefiz-Ordnung 
Kapitel 9, pag. 9 ſtehet alſo : „So jemand ſeinen riftlihen Glauben, 
darauff er getaufft, vorjegliher Weife verlängnet, mit dem Teufel Bünd- 
nis macht, oder mit demſeiben umbgeht und zu {affen hat , Zauberey 
übet und treibet, Viehe oder Menſchen, mit oder ohne Gifft beſchädigt, 
deſſen auh verwieſen oder ſonſten geſtändig iſt, auh ſih alſo befinden 
würde, ſoll derſelbe oder dieſelbe vom Leben zum Todt mit dem Feuer 
gericht und geſtrafft werden.“ Auch vergißt er nicht, die ſtrengſte deutſche 
Criminal-Ordnung, die ſähſiſhe, zu citiren. „Jm Kurfürſtenthumb 
Sachſen werden, vermög ihrer Rehten, die Wahrſager und Chryſtallen- 
ſeher enthauptet. Welche mit dem Teuffel fi verbunden, fie haben 
jemand beleidigt oder niht beleidigt, werden verbrandt. Welche aber 
Gott nicht geläugnet haben, und Schaden gethan, wenig oder viel, wer- 
den mit dem Schwert gerichtet." Weniger entſpricht es der ſonſt jo 
nüchternen Auffaffung, wenn er Seite 28 zu den namhafteften Zauberern 
in Deutfehland folgende Männer rechnet: Albertus Magnus , Johannes 
Trithemius, Corn. Agrippa, Joh. Saxonicus, Joh. Fauſtus, „zu welchen 
ih ordne Scotum, Wagner und Thurneyſern mit ihrem Anhange. Jh 
könnte ſolher noh mehr nennen, weil ſie aber no<h leben und fi 
vielleicht bekehren möchten, will ih ihres Namens verſchonen !).“ 
2, Balthaſar Bekker. Dieſer reformirte Prediger zu Amſter- 
dam hatte als Student, während der Ferien, Bielefeld beſucht , wo Ver- 
1) Der Franzoſe Gabriel Naudé hat eine eigene Apologie geſchrieben, um 
die gelehrten Männer des 16. Jahrhunderts und früherer Zeit von der Anklage 
der Zauberei zu reinigen. Apologie pour les grands hommes soupconnés de 
magie. Amsterdam 1712. Unter anderen vertheidigt er gegen dieſe Anklage 
Raymund Lullus, Arnold von Villanova, Paracelſus, C. Agrippa, Trithemius, 
Albert den Großen, St. Thomas, R. Bacon, Savonarola, Cardanus u. |. m. — 
Auf Thomaſius hat die Lectüre dieſes Buches großen Eindru> gemacht, wie er 
ſelbſt bekennt. S. Vorrede zu Welſter S. 6. „Als ih in Carpzovio geleſen, hätte 
ih mi für deſſen Anſichten todtſchlagen laſſen. Nachdem ich aber des Naudé 
Apologie der fälſhli< als Zauberer beſhuldigten Männer geleſen, nebſt Autoren 
der Cautio criminalis, find mir die Schuppen von den Augen gefallen,“
	        
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