Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
24 Erſter Theil. Erſtes Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien. 
jeder Schuld. Darauf verfügt das Gericht ihre Verhaftung. Dr. Rein- 
hardt bemerkt dagegen : ſolhe Informationes und Inquisitiones ſollten 
billig nur bei gemeiner Kanzlei und niht bei den Superattendenten 
oder den praeceptioribus vorgenommen merden; e3 fein Griminal- 
ſachen. 
Zugleih wird der Pfarrer von Naffih vernommen in Betreff ſeines 
fünfjährigen Söhnleins. Er berichtet, der jüngſte Sohn des Barthol Mein 
habe ihm erzählt, wie es zugegangen, und daß fat ale Nachbarn in 
derſelben Gaſſe bei dieſer Hochzeit geweſen. Karl habe einen Hammel- 
Ihlägel gebracht, der alte Hans zwei Paar Fle>en !); dieſes habe er ihm 
erſt am verfloſſenen Mittwoch geſagt. Sein Söhnlein belangend, habe 
er ihn dieferhalben auch zur Ned geftellt, und er geantwortet: „Wär auh 
dabei geweſen. Der Daniel (der jüngſte Klein) habe ihn geholt , hätten 
ihm Fleifh und Wed gegeben, habe auch mit dem Daniel getanzt. Wie 
fie Alle darauf die Stiege wären hinabgegangen, wär auch er darnad) 
gegangen.“ Habe jonft nichts weiter von ihm vernommen, fei noch nicht 
fünf Jahre alt, habe Niemand von den Gäſten gekannt. 
Der Heine Daniel Klein wird am 15. Februar vor dem Rector ver- 
nommen und referirt : „Nachts im Bette, ehe er eingeſchlafen, zu ſeinen 
Beiſchläfern geſagt : es ſtänd eine weiße Magd, ein Hund, eine Kaye, der 
böſe Feind vor dem Bette; darauf die Naht Hindurd ſehr 
phantafirt und geminfelt Er wäre mit ſeinem Vater zum 
Slott hinausgefahren auf den „Werth“ , da Wieſen ſeien, auh nah 
grünen „Werth“ ?) gefahren.“ 
Das Verhör des älteren Bruders wird am 15. und 16. Februar 
fortgeſezt. Er bringt immer nur alberne und abſurde Dinge vor. So 
hat er Karl mit einem Heinen Hölzchen Schneden, Raupen ‘und Müden 
maden ſehen ; die Schne>en fielen herunter wie Nüß. Aufgefordert es nah- 
zumachen, zeigt er die Manipulation, aber „es wollen keine Schne>en 
fommen, weil ſie ihn es noh nit gelernt haben.“ 
Zu Bettingen habe er eine Kindesleiche helfen ausgraben, welche ein 
Mägdlein war und hätten in einem näher beſchriebenen Hauſe Schmier 
daraus geſotten. Den Richtern fiel es leider niht ein, dieſes beſchrie- 
bene Haus ſih zeigen zu laſſen, um die Sentität zu prüfen. „Wer 
dabei geweſen ?“ Er nennt ſehs erwahſene Perſonen. Nach der Taufe 
formel gefragt, wie er vom Teufel anders getauft worden, ſagt er: 
„Jeſus Sohn David, gehe weg, will did) nicht haben.“ Sein Doth 
(Pathe) ſei ein Balthaſar aus Reichholzheim geweſen , habe \ſih bei der 
1) Wohl Weißbrod. — 2) Kleine Jnſeln im Main. 
FR E E O A A R A a u an N a N N NE 
a a a. 
a M D a a ee a R DLE a ze
	        
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