Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
58 Erſtes Theil. Erſtes Buch. Die Hexénproceſſe in proteſtantiſchen Territorien. 
frontirt, und dieſe ſagt ihr Alles ins Angeſiht. Sie aber widerſpricht. 
Auf ſtarkes Zuſprechen der Richter deponirt ſie, ſie wiſſe niht, ob es 
geſchehen oder niht. Auf weiteres Zuſprechen ſagt fie endlid — Ja; 
habe es zum Brunnen geführt, und der Teufel ſie getauft. Habe erſteres 
auf Geheiß des Satans gethan. Hernad) 3 Nächte nacheinander ausge- 
fahren und viele Leute dort geſehen: nennt 3 mit Namen ; der Teufel, 
ſo zugegen geweſen, habe ein Maul, wie ein Rabe gehabt, bisweilen 
Geis- , bisweilen Pferdefuß, bisweilen auch wie ein anderer Mann. Er 
ſei zu ihr gekommen, als fie lahm geworden, und gleihſam ein Mißtrauen 
in Gott geſezt, und in ſolchen böſen Gedanken unterſchiedlihe Mal ges 
ſtanden, er ihr verſprochen zu helfen, aber es niht gethan. Einen 
Buhlen, Jörg genannt , von ihm erhalten und mit ihm ausgefahren zur 
Buhlſchaft.“ Gefragt: ob ſie es gewiß wiſſe, daß ſie leiblih ausgefahren, 
antwortet ſie: „Ja ſie wiſſe es nit anders.“ Bei den Mahlzeiten 
fehlte Brod und Salz, Weiter, ob fie aud) mit ihrem krummen Beine 
getanzt habe? „Ja, habe tanzen müſſen, wie es gehe.“ Das lahme Bein 
ſei ihm gekommen, nahdem es vom Baum gefallen. Hatte als Medicamente 
gebraucht : Oleum papolinum (!) und Würzburger Salbe. Dann wurde 
das Bein auh geräuchert mit Kräutern, auh 3 Stü>lein von 3 Thür- 
fhwellen in die Kohlen gelegt. Doch nichts geholfen. Hernach habe fie 
3mal, allezeit vor Sonnenaufgang, Etwas genommen, ſo groß wie eine 
Haſelnuß, wel<hes ihr Groſſe Appel gegeben ; au<h umſonſt. Auf Satans 
Geheiß habe ſie die Anna verführt und zuweilen Nadeln auf die Straße 
geworfen, damit die Schaden nehmen, ſo drüber gehen. Am 2. April 
kommt ſie auf die Tortur. Bittet um Loslaſſung, will Alles ſagen. 
Nun bekennt ſie nebſt Schaden an Feldfrühten das Sieden von einem 
au8gegrabenen Kinde, um S<hmier zu machen. Sie nennt jeht 13 Com- 
plices ; viele reihe Leute, welche verhüllt waren , kannte fie niht. Zu der 
Schmier auh h. Hoſtien gethan. Doch revocirt ſie ſogleih: das habe 
ſie gegen ihr Gewiſſen geſagt. Sie ſei um Margarethatag vorm Fahr 
das erſtemal zum Tiſh des Herrn gegangen. Am 1. Juni legtes Bere 
hör gibt ſie an, daß ſie, wie bei der Taufe der Anna, jo aud bei den 
Tänzen geſungen habe. Das eine Lied lautet : 
Der Kuku>k auf dem Zaune ſaß, 
Es regnet ſehr und er ward naß. 
Es kam ein warmer Sonnenſchein, 
Der Kuku> der ward hübſ< und fein. 
Der Kuku> hob ſein Flügel auf, 
Er flog den grünen Wald aus, aus ; 
Wohl für das Haus, wohl für die Thür, 
Man trug ihm Eſſen und Trinken herfür. 
 
	        
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