Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

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Sechſtes Kapitel. Reaction des Volkes gegen die Juſtizmorde. 73 
Am 7. October war das zweite Verhör oder „gütliche Examen“, wie 
der tehniſhe Ausdru> lautete. 
Die Arme beginnt: „Nachdem ſie der Gnad ſei vertröſtet wor- 
den, wolle ſie eben die Wahrheit bekennen“. 
Sie bekennt alſo, daß fie im elften Jahre dur< eine „Schwarze 
Plamihh“ verführt worden ſei. Dieſe habe ihr einen Buhlen verſchafft, 
welcher der Satan geweſen; der habe ſie auf den Tanz mitgenommen, 
wo viele hr Unbekannte waren, und auf ſein Geheiß habe ſie Chriſto mit 
der bekannten Formel abſhwören müſſen. Sei gezwungen auf die Con- 
vente gegangen und vom Satan am Arm ergriffen und hingeführt wor- 
den. Sie nennt dann doh noh eine Anzahl Namen ſolcher, die dabei geweſen ; 
vie vide Roſenwirthin, die Joſt Plamichin, geweſene Centgräfin u. a. m. 
Darunter auh die Shumpin vor fünf Jahren, „wel<he verbrennt 
worden“, „Praeocupirt, fie habe nie eine S<hmier gema<ht“, ein Zei- 
<en, daß den Richtern es lieb war, Ausſagen zu hören über Dinge, die 
noch nicht gefragt waren. Sie bekennt ferner ihre Buhlſchaften mit dem 
Satan, das Wettermachen; ftatt auf Befehl ihrer Nachbarin ein Stüd 
Vieh umzubringen, habe ſie lieber ihr Kalb umgebracht, und zwar hätte der 
böſe Feind und ſie es todtgeritten. Jm Ganzen ſei ſie in ihrem Leben 
fünfzigmal ausgefahren; öfters habe ſie ſi< vertreten laſſen dur ihre 
Magd, der ſie ein „Kopfſtü>“ habe geſchenkt, damit fie fi etwas kaufen 
könne. Verführt habe ſie Niemanden. 
Jm weiteren Examen vom 20. September 1644 erklärt ſie „eben- 
mäßig wie ihr Mann“ ſie ſei von dem Laſter der Hexerei ganz frei. 
Fr. Warum ſie denn alſo bekennt, daß ſie eine Hexe ſei ? 
R. Aus Furcht vor der Marter hab ſie bekannt. 
Fr. Wie das ſein könne, da fie doch Alles jo umftändlich be- 
kennt und no<mals wiederholt, daß Eins mit dem Anderen übereinge- 
ſtimmt habe? Daraus müſſe ja unmiderjprechlich folgen, daß fie eine 
Hexe ſei. 
R. Was fie gejagt, daS habe fie oft von anderen Leuten gehört, 
wie e3 mit den Hexen hergehe, daß ja die Kinder auf den Gaſſen 
genug davon jagen. 
Fr. Ob fie fi denn erft wolle martern laſſen ? 
R. Sie laſſe ſi< niht martern. Sie wolle lieber ſagen: Ja, ſie 
ſei eine Zauberin; man ſoll ſie nur hinausführen und richten, aber fie 
wolle es den Examinatoribus in ihr Gewiſſen geben. 
Am 22. September 1644 gibt fie ſi< wieder alles deſſen jchuldig, 
weſſen ſie fi) am 7. October 1642 f&huldig bekannt hat. Nur behaup- 
tet fie, daß ſie niht getauft worden ſei und außer der Tödtung ihres 
Kalbes Niemanden Schaden zugefügt habe, weßhalb fie der Teufel oft 
  
  
  
  
 
	        
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