78 Erſter Theil. Erſtes Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien.
Jacob Cuntz von Wertheim an den Grafen Johann Dietrich, datirt den
99, September 1644, in den Acten.
„Es haben Johann Hoh und ſein Weib mi geſtern (21. Septr.)
durch den Gentfneht zu ihnen bitten laſſen und mir gutwillig angelobt,
daß ſelbige bei deren vor diefem (Centfnedt) gethanen Belenntniß und
Ausſag hinfüro verbleiben : jelbiges nodmals wiederholt haben: und es
zur Peinlichen Tortur nit kommen laſſen wollte. Gelobten aber der unter-
thänigen Hoffnung Ew. Hochgräflihen Gnaden ihnen Gnad erweiſen, das
Leben ſchenken und gnädig verwilligen würden, daß fie ſolches entweder
im Hospital oder in einem anderen Gefängniß vollends endigen möchten.
Alſo ih Em. Hodhgräfl. Gn. referiven wolle, mie ih es auc geſtern
Dr. Schöpping berichtet, der fih erklärt auf morgen Freitag in dieſer Sad
ferner fortzufahren“. (Wahrſcheinlih iſt den Petenten na< Wunſch ge-
handelt worden.)
IV. Die verhängnißvolle Hochzeit.
Der Proceß hatte noh ein Nachſpiel ernſter Art. Unterm 12. Fee
bruar 1643 berichtet ein Albert Schloßperner an die gräfliche Excellenz,
daß am verwichenen Dienstag Abends bei offen gehaltener Mahlzeit auf
des Dreßlers Hochzeit der Nicolaus Schürer über den Weiber Tiſh ge-
ſagt habe: ſeine Schweſter, die in Haft befindliche Kettenwirthin, wäre
feine Zauberin; diejenigen, welhe beim Examen wären, gingen mit den
Leuten um, ſonderlich der Centgraf, daß ſie ſagen müſſen, ſie wären
Zauberer und man frage ſie „kanns der und dieſe nit auh“?
Daß alſo der (Ketten) Wirth und ſeine Schweſter wären gezwungen
worden, ja zu ſagen, wie daß ein Mann dorten überm Tiſh ſige,
auf den der Wirth (Hans H.) bekennen müſſe, — die Perſon. aber nicht
namhaft gemadt — und foldes nochmals wiederholt habe, ſeine
Schweſter hätte geſagt: Sie wäre feine Hexe, aber eine arme
Sünderin, und wenn ſie ſhon ſterben müſſe, ſo ürbe ſie
als eine Martyrin; es wäre nur um das Gut zu thun. —
Woher er nun ſolche Reden hat, und wie man mit ihnen Umgang hatte,
wird von ihm zu vernehmen ſein. Etliche Perſonen, die ſoles gehört, ſind
Hans David Lauyzenberger , Johann Birkenfelders Hausfrau, welche wird
wiſſen, wer mehr an dem Tiſch geſeſſen und ſolches gehört, welches ih
Ew. Exc. u. Herrlichkeit zu berichten niht unterlaſſen können.
Wertheim, 12. Februar 1643. Albert S<hloßperner.
Auf dieſe Denunciation geht eine neue Unterfuhung an. Es wird
die Liſte von den Namen derjenigen aufgeſtelli, welhe auf der Hochzeit