86 Erſter Theil. Erſtes Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien.
Alles in Abrede, was man auf Margaretha Rumelin ausſagt. Da fie
niht ſchreiben könne, wie hätte ſie da unterſchreiben ſollen ?
Diefer Bericht geht zurüd. „An die Fefte hochgelahrte, auch hoh-
weiſe beſonders groß und hochgeehrte Herren und Freunde.”
Ein abermaliges Verhör der kleinen Urſula findet am 9. März
fatt im Beiſein a) Dr. Mori von Günderrode avi, b) Adam Ulrich
von Steinau, comite matertera Frau von Günderrode.
Die Kleine bezüchtigt Margaretha der Verführung. Dieſe läugnet
Alles. Die Eliſabeth verlegt die Verführung auf die Wieſe. Eine
Engelögeftalt jei dageweſen, habe mit einer Art Nadel ihr den Finger
gerigt und mit ihrem Blut den Namen auf ein Brettlein ſhreiben laſſen,
geſagt, nun würde ſie in den Himmel kommen und die Englein ſehen,
wär au getauft worden. Convente und Tanz ſeien in einem präh-
tigen Hauſe geweſen , Alle in herrlichen Kleidern, in Gold und Silber.
Eva Urſula ein Koller angehabt , aus goldenen Geſchirren gegeſſen und
getrunken. Margaretha dabei geweſen, auh Spielleute, wie bei einer
Hochzeit. Habe Schaden zufügen ſollen ihrer Frauen, aber niht gewollt,
der böſe Feind ſie geſchlagen. Da habe ſie ihrem Herrn, der ſie hart
angelaſſen, die Sache offenbart, Darauf ſei der böſe Feind ihr erſchie-
nen, habe ſie mit einem Meſſer bedroht , aber zwei Engel ſind ihr er-
ſchienen und haben ihr geſagt: „nun ſiehſt du, wie du biſt betrogen ; es
ſolle beten : dreimal, Hilf, Hilf, Hilf in Angſt und Noth.“
Der Rath hatte fih am 24. März an die Juriſten - Fakultät zu
Gießen gewandt mit der Anfrage, ob die Indicia gegen Margaretha
Rumelin genügend ſeien zur Tortur. Am 7. April über ihre Miſſe-
thaten befragt, verſichert ſie ihre Unſchuld bei Gott und dem jüngſten
Gerichte. Hierauf erſter Grad der Tortur. Ueber eilf vorgehaltene
Fragen antwortete fie durchaus mit nein. Zeugen, über ihren Leumund
befragt, ſchildern fie als zornig und bitterbös gegen ihr eigenes Kind.
Am 7. April klagt von Steinau ſeinem Anwalt Dr. J. Höſſel über den
ſhlehten Fortgang und mögliche Loslaſſung der Jnhaftirten. Abermals
ging ein Geſu<h am 10. April an die Juriſten - Fakultät in Jena mit
der Anfrage, ob zur Erkenntniß der Tortur die Indicia contra JInqui»=
fitin genügend ſein mögen. Gießen antwortete am 29. Mai: quoad
torturam indicia sufficientia, quia 2 puellae licet impuberes,
unius testis legitimi vicem possunt replere. Von Würzburg ſei zu
begehren, das Mädchen Dorothea in eodem articulo zu examiniren und
den Amtmann zu Veitsburg zu bewegen, die Margaretha Gleihmann
mindeſtens zur Confrontation zu ſiſtiren. Dann ſei die Ausſage der
zwei Mädchen bezüglih des Ortes variirend. Jm April war die Ant-
wort von Jena eingetroffen, Auch hier nähere Erkundigung über das