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Was daun ſpäter in der Eiszeit über dag Land hinweggiug
und die großen Auffüllungen über dem feſten Felſenboden ablagerte,
ſo hat das uicht einmal die zu oberſt loſe liegenden (devoniſchen)
Sandſteine, auch. niht die (JIura-) Braunkohle und den, dieſe
begleitenden Treibſand, welche im jübweltlichen Kurland vor-
fommen, überall fortrechen fönnen. Grewingk ſchließt daraus,
daß die Höhenverhältniſſe der Oſtſee-Provinzen, ſo wie fie jeßt
ſind, im Großen und Ganzen [hon vor der Eiszeit oder vor
den Fluthen gegeben waren; denn die Faltung, welche er nach-
gewieſen hat, iſt älter, und überdies iſt es gerade dieſe {wache
Faltung des Schichtenſyſtemes, welche in den großen Zügen die
ganze Dberfläche modellirt.
Dr. Schmidt weiſt darauf hin, daß mit dieſer, in den bal-
tiſhen Provinzen beobachteten daltung die N—S Nichtung der
größeren Tiefen der Oſtſee, der Sund zwiſchen den Inſeln und
Eſtland, die Erſtre>ung der Felſeninſel Hochland, ja, die ganze
Anordnung der Seen und Fjorde von Finuland ohne Zweifel in
Zuſammenhang ſtehen. Aber wir müſſen dieſen Gegenſtand bei
Seite laſſen, ſo bald er ung in waſſererfüllte Tiefen und auf
Länder führt, Die noch nicht fartographiic aufgenommen find.
Hand in Hand mit der Entwickelung der Anſchauung von
einer, dur< große Landeis-Verbreitung erzeugten Eiszeit geht die
Anſicht, daß die Gletſcher ſelbſt Thâler, Seen und Fjorde gebildet
haben. Was den Norden betrifft, iſt wohl der Verfaſſer Robert
Chambers *5*) der erſte, welcher (1849, 1853, 1855) in Folge
eigener Anſchauung für überzeugt fich erklärte, daß die Gebirgs=
landſchaft von Schottland und Skandinavien durch Eis gebildet
ward, daß die während längerer Zeiten nah aus- wie nad) ab=
wärts gerichtete Bewegung des Eiſes die Thäler ausgetieft und
erweitert habe. Die augenſcheinlih ſehr große Maſſe von thats
jächlich verfchlepptem Material Iheint vortrefflich mit einer ſolchen
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