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Finnland Dagegen, welches jo viel geliefert hat, müßte man bis
10,000 Fuß hoch aufbauen kônnen. Gewiß wird hier alles als Ein-
nahme aufgeführt, was von den gewöhnlichen fließenden Waſſern
fommt, und man vergibt, wie Bonney 1871 bemerft, bei allen
ähnlichen Berechnungen, welche auf die Schlammführung der
Slüſſe fih ſtüßen, daß dasjenige, was in den Gletſcherbächen
ſchwebt und dieſelben trübt, nicht ſammt und ſonders am Grunde
des Gletſchers abgerieben iſt, da der größte Theil des Materiales
von obeuher auf den Gletſcher gelangte und ſpäter zulegt
ſeinen Weg nah dem Gletſcherbah fand. Auch fpricht der
Gletſcherkenner Rütimeyer *7) (1869) vollſtändig das Gegentheil
in den Worten aus: „Mit Vergletſcherung wird Thalbildung
ſtille geſtellt; ſie geht nur außerhalb und oberhalb der Eisdede
vorwärts. Die Gletſcherperiode ift für die Thalbildung eine
Ruheperiode. “
Aber dieſelben Anſchauungen in Betreff der aushöhlenden
Kraft der Gletſcher, welche vermöge einer, theils zertrümmernden
theils verdrängenden oder jelbft herausfcheuernden Wirkung thätig
jein joll, haben einen nody beitimmteren und fchöneren Ausdrud
in den von Mortillet, Ramſay und Tyndall aufgeſtellten
Theorien gefunden.
Da in Italien die großen Moränuen alle auf älteren, wag-
vecht ausgebreiteten Sand- und Geröllſchichten ruhen, welche
gegenwärtig bis zu 40—50 Meter oberhalb des Spiegels der
Seen emporreichen, und da die Tiefe der Seen („der trogförmigen
Seen“ heißt es dort) im Lago di Como bis 600, und im Lago
d'Igeo bis 300 Meter herniedergeht: ſo konnte Mortillet #8)
(1862) für das Daſein der Seen keine andere Erklärungsweiſe
herausfinden als die, daß ſie alle früher bis zu jenem Niveau
mit Schichten loſer Maſſen erfüllt waren, und daß der Gletſcher
dieſe leßteren ſpäter ſammt und ſonders herausgedrükt hatte.
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