Full text: Der Mainzer Dom und seine Denkmäler (1. Band)

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ach ihm aber kam der große Krieg und die große 
Pause. Und als dann wieder — erstaunlich bald — 
Kunst geschaffen wurde, da war es eine von Grund 
aus andere. Wenn wir von Werken des Übergangs 
absehen (Saulheimer Altar: Tafel 180 und 183), so 
finden wir die ersten Zeugen ausgesprochen barocker 
Bildnerkunst im Dom heute in einer Gruppe von 
unter sich nahe verwandten Werken: es sind die Stücke, 
die wir mit voller Sicherheit dem Bildhauer Arnold 
Harnisch zuschreiben dürfen (Tafel 187—190). Ihnen 
allen ist der einfache, klare, feste Aufbau der Archi- 
tektur, die Wiederbesinnung auf deren tektonische 
Gesetze, die geschlossene Ruhe wirklicher Körperlich- 
keit in den Figuren eigen. Wenige Motive werden 
groß und schwer, ernst und bedeutsam gegeben. Jetzt 
endlich, so scheint es, hat die deutsche Kunst begriffen, 
daß es eine Art Architektur gibt, die in der Versinn- 
lichung der statischen Zusammenhänge, in der An- 
erkennung gewisser Verhältniswerte die Gesetzlichkeit, 
die im Bau der Welt herrscht, widerspiegelt und da= 
mit die Wirkung eines Ausgleichs aller Kräfte, der 
Ruhe und Harmonie erweckt. Mit anderen Worten: 
wenn man von einigen wenigen Vorstößen absieht, 
die zu Beginn des 17. Jahrhunderts, vor dem großen 
Kriege, gewagt wurden, so kam die deutsche Kunst 
eigentlich jetzt erst, gewissermaßen in letzter Stunde, 
zur Renaissance, in einer Stunde, die die Welt ver: 
wandelt fand: sie war nun ganz und gar, auch in 
Deutschland, in ihren letzten Tiefen ernst geworden. 
Und der Barock war in seinem Heimatland schon so 
weit vorgeschritten, daß alle neue Anregung von dort 
durchsetzt mit Barockelementen zu uns kam. Und nun 
entsprach gerade dieser Barock doch viel zu sehr nicht 
nur dem Zeitempfinden, sondern auch dem deutschen 
Wesen überhaupt: kurzum es erwies sich, jenes Auf- 
leuchten der Renaissance war sozusagen nur ein Über- 
gangsmoment, schon überschattet vom Geist des Ba» 
rock: ihm gehörte die Zukunft. Im Denkmal des 
Landgrafen Georg Christian von Hessen (Tafel 187) 
füllt ein Vorhang die Nische des Hintergrunds. Und 
ist er hier nur erst Füllung, der Architektur ein- und 
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25. Denkmal des Dompropstes Karl Emmerich Franz 
von Breidbach-Bürresheim 
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