Full text: Der Mainzer Dom und seine Denkmäler (1. Band)

Fr weitere Ausbildung dieser Kunst vermögen wir schon in den Denkmälern eines im übrigen 
recht unselbständigen Gehilfen Hiernles, in den Werken des Burkhard Zamels (Tafel 202—205) 
zu erkennen, mehr noch in dem Bonifatius des Johann Kaspar Hiernle (Tafel 201), eines begabten 
Sohnes des Franz Matthias; aber die letzte und höchste Steigerung des Stils, seine Vollendung 
im glänzenden Mainzer Rokoko, wie sie Nikolaus Binterim und Peter Heinrich Henke brachten, 
die bietet uns der Dom leider nicht. 
en Beschluß bilden die Denkmäler des beginnenden Klassizismus. Unter ihnen ragt das des 
Dompropstes Karl Emmerich Franz von Breidbach-Bürresheim hervor, ein Werk des Johann 
Peter Melchior (Tafel 208ff.). Alle Form ist einfacher, knapper geworden. Neue Gedanken treten 
zunächst nicht auf: der liegende Prälat erinnert an den Kurfürsten Anselm Franz von Ingelheim 
(Tafel 208 und Abb. 25). Aber in dem Laokoon-Kopf des Saturn, mehr noch in dem nackten knieenden 
Christus-Apollo der Dreieinigkeitsgruppe oben (Abb. 25) verrät sich das erneute unmittelbare 
Studium der Antike. Freilich ist das starke Pathos, ist die rauschende Bewegung in Wolken und 
Gewand noch barock. Aber die Massen werden wieder fester, die tiefe Zerklüftung hört auf, alle 
Erscheinung ordnet;sich wieder in klar gestuften, voneinander gesonderten Tiefenschichten. Das 
Ende ist die strenge Komposition aus lauter kubisch einfachen Formen. Nicht nur Wolken und 
Vorhang, auch die Historie, ja die menschliche Figur verschwindet; das bedeutsame Symbol tritt 
an ihre Stelle. Der Rationalismus hat gesiegt. 
  
27. Schlußstein aus der fünften Kapelle der Nordseite 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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