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vember 1122 na< Bamberg gekommen, als Heinrich V, dort
einen Hoftag hielt. Seine ungewöhnlichen Kenntniſſe empfahlen
ihn, und er fand Aufnahme im Michelsberger Kloſter, deſſen
Mönche den Studien mit Eifer oblagen. Hier erſchloß ſi
ihm der Einbli> in die großartige Thätigkeit, durch welche
Biſchof Otto mitten in dem nie ruhenden Streit zweier Kaiſer *)
mit den Päpſten wie mit den geiſtlichen und weltlichen Großen
des Reichs ſeit 20 Jahren ſeinen verfallenen Sprengel wieder
aufgerichtet, die Verwaltung des Stiftes geordnet, ſeine Erträge
gemehrt, zahlreiche Kirchen und Klöſter gebaut und verſchönert,
ringsum behäbigen Wohlſtand, chriſtliches Leben und Werke der
Liebe gefördert. Perſönliche Berührungen mit dem Kirchenfürſten
ließen ihn in dieſem Mann erkennen, der zum Apoſtel der Pom-
mern vor Allen geeignet.
Otto, einem Schwäbiſchen Adelsgeſchle<t entſproſſen, hatte
einen Theil ſeiner Jugend in Polen, erſt als Lehrer, dann in
der Kanzlei Wladislav Hermanns verlebt und deſſen Vermählung
mit der Kaiſertochter Judith (S. 6) vermittelt. Herzog Boles-
lav, Wladislavs Sohn, hatte in den Knabenjahren ihn dort ge-
ſehen und das Gedächtniß ſeiner Dienſte auh in der Zwiſchenzeit
bewahrt. Nicht lange nah der Abreiſe des Spaniers von Gueſen
zogen Polniſche Boten nah Bamberg; der Biſchof dur<h Bern-
hards Berichte tief erregt, vernahm in ihrer Botſchaft die Stimme
des Himmels und erklärte fih freudig bereit, des Märtyrers
Bahn zu betreten. Bald folgte von Seiten des Polenfürſten der
ſchriftliche Antrag zur Uebernahme der Pommern -Miſſion mit
dem Verſprechen, alle Koſten zu tragen und Reiſegefährten, Doll-
metſcher, geiſtliche Gehülfen wie alles Nöthige zu ſtellen. Dito
berieth fi< mit ſeinen Domherrn und dem Clerus, und ſeine
*) Heinri<h IV, 1056—1106 und Heinrih V. 1106—1125. _
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