Full text: Pommern zur Zeit Otto's von Bamberg

  
  
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gehen des zum Zeichen ſtets mit dem Speer bewaffnet. Wenig- 
ſtens in größeren Orten ſtehen ſelbſtgewählte Oberen an ihrer 
Spite; fie halten ihre beſondern Verſammlungen in eigenen 
Häuſern, den Continen, Holzbauten, an deren Wänden hölzerne 
Bänfe ſi hinziehen, während Tiſche in der Mitte ſtehn; hier 
trifft man fi) an gewiffen Tagen und Stunden wie zum Bechern, 
Scherzen und Spielen, ſo zu ernſtem Dinge. 
Stadt wie Burg haben ihren Markt. An beſtimmten Tagen 
der Woche kommen die Leute aus der Provinz dorthin zu Kauf 
und Verkauf, wobei weder die Schenke fehlt noh der Zins für 
den Herzog. Hier verhandeln die Genoſſen des Burgwards ihre 
beſondern Intreſſen, die Edlen und niederen Freien gemeinſam 
mit den Baronen und ihren Hörigen. Von hohem pyramiden- 
förmigen, mit Zinnen verſehenem Holzgerüſt ſpricht der Herold, 
reden die Obern zu dem verſammelten Volf. Wichtige An- 
gelegenheiten werden zweimal berathen. Die Beſchlüſſe be- 
dürfen der Einſtimmigkeit, und bisweilen bringen Knittelhiebe 
den Widerſpruch zum Schweigen. Mißachtung gefaßter Beſchlüſſe 
büßt man mit Geld, mit Verbrennung des Eigenthums, wohl 
gar mit dem Feuertode. 
In jeder Veſte beſißt der Herzog Pfalz und Hof mit Neben- 
gebäuden, welhe Bauern und Städter in baulihem Stande er- 
halten. Nach alter Volksfitte findet hier der Verfolgte eine 
\chirmende Freiſtatt; ſelbſt der Schuldigſte iſt ficher, bis man den 
Fürſten befragt hat. Doch wenn, wie bei Ottos Ankunſt in 
Wollin, die Volksmenge in leiht erregter Wuth aufbrauſt, miß- 
achtet fie ſelbſt das Aſylrecht: man ſchleudert Steine, Balken, 
Geſchoſſe, Dah und Wände werden zertrümmert, und der Be- 
drohte mag froh ſein, wenn Fürſprache eines mächtigen Edlen 
ihm freien Abzug erwirkt. 
(435) 
 
	        
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