Full text: Die englischen Mirakelspiele und Moralitäten als Vorläufer des englischen Dramas

  
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Abel ſeht dem Vorhaben Widerſtand entgegen und wird deshalb 
von dem Zornigen erſchlagen. — Man wird {hon aus dieſer 
furzen Skizzirung des Stückes erkennen, wie der Verfaſſer des- 
ſelben fich nicht mit der bloßen Darſtellung der äußerlihen Be- 
gebenheiten begnügte, ſondern mit Erfolg beſtrebt war, die 
Handlung aus den Charakteren zu entwideln. — Auf den Tod 
des Abel folgt no< das Erſcheinen Gottes, der — nad) der 
biblifchen Ueberlieferung — Kain nah ſeinem Bruder fragt; 
Kain hat dann noch eine Scene mit feinem Pflug= Knecht, und 
Ichließt dann das Spiel mit einer kurzen Anrede an die Zuhörer, 
denen er Lebewohl ſagt, ehe er zum Teufel gehn müſſe, dem er 
nun auf Ewigkeit angehöre. 
In ähnlicher geſund realiftiicher Weile iſt die Geſchichte von 
Noah behandelt: ſtellenweiſe — wie bei Noah's Schilderung der 
verheerenden Gewäſſer — mit poetiſhem Schwung der Sprache, 
anderſeits wieder mit drolligem Humor, wie namentlich in der 
Scene, da Noah's Weib fich weigert, mit in die Arche zu ſteigen, 
und fchließlich verlangt, fie mülje auch ihre Gevatterinnen mit- 
nehmen dürfen. Auch bei diefem Stüde find einige Bühnenan- 
weiſungen von Intereſſe, indem fie und von der Naivetät der 
ſceniſchen - Darſtellung einen Begriff geben. Als Noah in die 
Arche ſteigt, iſt jedoch ausdrüllih bemerkt: „die Arche müſſe 
ringsherum abgegrenzt und am Rand der Arche müßten alle die 
Thiere gemalt ſein.“ 
Der Bethlemiſche Kindermord iſt einmal unter dem 
Titel „Die Niedermetelung der Unſchuldigen“ und ein andermal 
unter dem Titel „Herodes der Große“ behandelt. In dem erſtern 
Stü>ke iſt die dramatiſche Form eine äußerſt dürftige. Nach den 
einleitenden Scenen wird die Mebelei durch zwei Frauen ans 
ſchaulih gemaht. Wie in den meiften diejer Stüde find aud) 
bier alle auf die Aktion bezüglichen Zwilchenbemerfungen des Ber- 
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