Full text: Columbus und seine Weltanschauung

  
  
  
  
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mand die Exiſtenz eines gewaltigen Continentes, eines unermeß- 
lichen Meeres zwiſchen der Weſtküſte von Portugal und dem 
Dftrande von China; jene ungeheure Entfernung, welche 40 Sahre 
ſpäter Magelhäes und ſeine Benoſſen auf ihrex Fahrt nach den 
Molukken beinahe zur Verzweiflung brachte, <hrumpfte durch 
falſhe Berehnung ungemein zuſammen. Es wäre ungerecht, 
Zoscanelli für dieje Srrthümer allein verantwortlich zu machen, 
er wiederholte nur, was andere vor ihm behauptet hatten und 
was das ganze Mittelalter glaubte. Schon Ariſtoteles hatte den 
Umfang des Erdballs um 19 pCt. kleiner angenommen, als er 
in Wirklichkeit iſt und weiter behauptet, daß zwiſchen Spanien 
und der Dſtküſte von Aſien uur ein geringer Abſtand ſei; die 
Thatſache, daß dieſelbe Thierſpecies, die E Slephanten, im weſtlichen 
Theil von Afrifa (Mauretanien) und im fernften Morgenlande 
(Sndten) fi fand, beſtärkte ihn in ſeiner Anficht. Aucd) Plinius 
hatte Indien für den dritten Theil des bewohnbaren Landes er- 
flärt und dadur< näher an Europa gerü>t, gläubig hatten die 
Kosmographen des Mittelalters die Worte ihres Lehrmeiſters 
Ariſtoteles nachgeſhrieben und nachgeiproden, Albert d. ©., 
Roger Bacon, Pierre d’Ailly; ungebührlic wurden die gelehrten 
Forſchungen dex Araber, womit fie vom neunten Jahrhundert au 
die Geographie bereichert hatten, bei Seite gelaſſen, und feſt 
ſtand der Glaube an das Wort von Seneca: Bei günſtigem 
Winde kann man dieſen Raum in wenigen Tagen durchſegeln. 
Toscanelli fügte aber noh den Irrthum hinzu, daß die kanariſchen 
Inſeln, welche den Ausgangspunkt der Fahrt bilden ſollten, zu- 
weit in den atlautiſhen Ocean hineiugeſhoben wurden; ein 
dritter Irrthum \{<li< fi< in Folge einer falichen Auslegung 
von Marco Polo ein, indem die Entfernung Japans vom 
aſiatiſchen Feſtlande viel größer angenommen wurde, als fie in 
(756) 
  
 
	        
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