Full text: Columbus und seine Weltanschauung

  
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Eroberung des h. Grabes geſprochen, wozu feine Entdedungen 
das Gold liefern ſollten, er diente einem ſtets geldbedürftigen 
Hofe und er ſelbſt wollte fih ein Vermögen ſammeln, ſo wurde 
die Richtung ſeiner Entde>ungen auch theilweiſe beſtimmt durch 
die Fundorte des koſtbaren Metalles; in ſeinen Büchern und Be- 
richten ſpielt es eine gewaltige Rolle. Und als ſpäter die An- 
fiedlungen in der neuen Welt die erwarteten Schäße nicht lieferten, 
als nicht einmal die Ausrüftung der Schiffe fich bezahlte, als im 
Gegentheil das Mutterland zum Unterhalt der Coloniſten ſeine 
Unterſtüzung leihen mußte, da kam Columbus, der von Natur gut- 
müthige und für die Indianer beſorgte und menſchenfreundliche 
Maun auf den Vorſchlag, den er der Königin Iſabella machte, 
als Rückfracht der Schiffe die Eingebornen des Landes zu nehmen 
und in Europa als Sklaven zu verkaufen. Allerdings wir dürfen 
dieſe Maßregel niht nach unferen Begriffen meſſen, vor allem 
nicht vergeſſen, daß bis vor wenigen Jahren die Sklaverei mit 
allen ihren Folgen eben in der neuen Welt zu Recht beſtand. 
Nach dem allgemeinen Recht des 15. Jahrhunderts ſtanden die 
Heiden, Barbaren, Indianer durchaus nicht auf der gleichen Stufe 
mit den Europäern; ihre Leiber, ihre Habe, ihre Ländereien 
galten ohne weiteres für das Eigenthum der Chriſten; kirhlih 
wurde dies beſtätigt dur<h die Bulle des Papſtes Nikolaus V. 
vom 8. Januar 1455, welcher den Portugieſen die Souveränität 
über alle Länder beilegte, welche fie vom Gap Bojador bis nad) 
Indien entde>en würden, nicht weniger auh das Recht, die Völker 
derſelben zu Sklaven zu machen. Es war die Anſchauung der 
Zeit, welche ein Seefahrer in den Worten ausſpra<h: „Endlich 
gefiel es Gott, dem Belohner guter Thaten, für die manchfachen 
in ſeinem Dienſte erlittenen Drangſale uns einen ſiegreichen Tag, 
Ruhm für unſere Mühen und Erſaß für unſere Koſten zu ge- 
(767) 
BR BE EVER 
  
 
	        
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