31. Rekonstruktion des Westlettners
gehört hat, läßt sich schwerlich mit vollkommener Sicherheit sagen. Jedenfalls stammen alle diese
Stücke aus annähernd derselben Zeit wie der Westlettner. Aber: sie sind nicht, oder doch nicht
‚alle von derselben Hand. Unser Atlas (vgl. auch Abb. 13 im Text S. 19) zeigt eine andere Art
als die Bildwerke des Jüngsten Gerichts. Auch er setzt die große Rheimser Plastik voraus, mit der
er wohl auch motivisch zusammenhängt. Aber er ist derber, breiter, leerer, nicht so ausdrucksvoll.
Hellroter Sandstein. Das Kapitell der Säule, die ihn trägt, zeigt Abb. 15 im Text S.21; ein Kapitell
vom Westlettner Abb. 14. (K. und N. S. 159 ff.)
40-41 Kopf eines Atlas (?), im Dommuseum. Welche Rätsel dieser Kopf aufgibt, wurde
schon im Text (S. 18f.) gesagt. Hier will ich nur noch einmal betonen, daß es keineswegs ausge-
macht ist, welchem der beiden Lettner er angehört hat, und daß auch der Stil sich weder mit dem
Stil der Bildwerke des Jüngsten Gerichts noch mit dem des Atlas vom Ostlettner genau deckt.
Aber die Arbeit ist allerersten Ranges. Grauer Sandstein (hart und dunkel) mit deutlichen Spuren
von Bemalung und Vergoldung. (K. und N. S. 160)
42-50 Johannes der Täufer und sechs Apostel. Im Kreuzgang. Die Figuren gehörten
offenbar einst zu einer Darstellung des Weltgerichts, das man sich im Bogenfeld, am Sturz und in
den Laibungen eines großen gotischen Portals untergebracht denken kann. Wo sich freilich ein
solches Portal in Mainz befunden hat, darüber lassen sich nicht einmal Vermutungen äußern. Oder
vielleicht doch eine. Die Figuren wurden nach dem Brand von 1767 auf dem steinernen First des
damals erneuerten Daches der Sakristei aufgestellt. Man möchte glauben, daß sie eben damals
heimatlos geworden waren. In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts wurde die Augustinerkirche
abgerissen, und diese, eine gotische Kirche, um 1260 gebaut, besaß wirklich ein großes gotisches
II Kautzsch, Mainzer Dom. Il. Bd. IX