98 Versuche mit Blitzableitern.
verdichtet, desto weniger somit in die Leitung weitergeht. Es scheint
- diese Erwägung auch den Constructeuren von Plattenblitzableitern,
wenigstens den ersten, vorgeschwebt zu haben; denn sonst würden sie
nicht verhältnissmässig grosse Platten, wie namentlich Steinheil,
dann auch Siemens angewandt haben. Es könnte zur Stütze dieses
Massin’schen Resultates gesagt werden, dass die Entladung zwischen
den Platten nicht auf der ganzen Oberfläche, sondern von einer Stelle
in einem schmalen Funken erfolgt und dass deshalb wie bei der Rei-
bung die Grösse der Oberfläche nicht in Betracht kommen kann. Eine
solche Ueberlegung wäre falsch, denn in dem einen, wenig ausgebrei-
teten, Funken entladet sich doch die auf der ganzen Oberfläche be-
findliche Elektrieitätsmenge. Der Funke einer grossen Leydener Flasche
ist massiger, wie der einer kleinen. So lange dieses Ergebniss von
Massin nicht anderweitig bestätigt ist, muss es noch als unwahr-
scheinlich angesehen werden. Es ist hierbei auch das Ergebniss von
Töpler zu beachten, wonach die’ Capacität der Leiter thatsächlich
eine Rolle spielt.
Ein Vorzug des Arbeitens mit Leydener Flaschen gegenüber con-
stanten Batterien mag darin erblickt werden, dass wir bei jenen sehr
viel höhere Spannungen haben, also deshalb dem Blitze näher kommen
und dass, wie in einer Notiz (Ann. tel. 14, 419) behauptet wird, die
Zweckmässigkeit der besonderen Gestaltung der Entladungselektrode
von der Spannung abhängt. Es sollen danach die grössten Funken-
strecken bis zu 1500 Volt zwischen zwei planparallelen Platten, von
1500 bis 11000 Volt zwischen zwei Spitzen, darüber zwischen Spitze
und Platte sich bilden. Doch abgesehen davon, dass wir in den
Dynamomaschinen auch constante Batterien von grosser Spannung
haben, kommen zur Entladung der Blitzableiter bei der geringen Ent-
fernung der Entladungselektroden überhaupt nur verhältnissmässig
geringe Potentiale in Frage. Der Blitzableiter entladet sich immer
annähernd bei demselben Potential. Für die Entladung durch Geiss-
ler’sche Röhren in luftverdünnten Räumen liegen hierfür viele ex-
perimentelle Beweise vor.
Dementsprechend stimmen die Versuche von Rysselberghe und
Preece einerseits mit denen von Lagarde und Massin anderer-
seits.